Schauen, wie die Rechten sprechen

SPRACHANALYSE Marlene Streeruwitz referiert heute im Prater der Volksbühne

Marlene Streeruwitz kommt aus Österreich. Dort, wo die Gemütlichkeit zu den Kardinalstugenden zählt. Wo verbale Ausrutscher von Politikern gern verharmlost und großzügig mit den Worten „Sans ned so deppert“ vom Kaffeehaustisch gewischt und dann irgendwann vergessen werden. Dass solche Entgleisungen allerdings keine Kavaliersdelikte sind, und die Rechte im Land die Sprache sehr bewusst einsetzt, ist das Thema der heutigen Luxemburg-Lecture im Prater der Volksbühne, bei der Marlene Streeruwitz über den Zusammenhang von Rassismus, Antisemitismus und Frauenverachtung als konstitutive Bestandteile der Kultur referieren wird, in ihrem Vortrag „Rechts und die Sprache“. Die mehrfach bepreiste Schriftstellerin nimmt es genau mit Wörtern. Sie besteht darauf, nicht Deutsch, sondern auf Österreichisch zu schreiben, was ihren Kritikern nicht immer gefällt. Gefallen will sie aber ohnehin nicht unbedingt. So nahm sie vor fünf Jahren auch den Badener Kulturpreis nicht an, weil sie die damalige österreichische Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero Wallner nicht unterstützen wollte, die die Festansprache hätte halten sollen. Die Luxemburg-Lecture ist ein neues Format des Instituts für Gesellschaftsanalyse und der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Internationale Persönlichkeiten der Linken äußern dort ihre Positionen und Lösungsvorschläge zu Grundfragen der Zeit. LY

■ Luxemburg-Lecture: Marlene Streeruwitz über „Rechts und die Sprache“: Prater, Kastanienallee 7–9 Montag. 15. Juni, 20 Uhr. Eintritt frei