Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Einheitstage sind die Tage dieser Woche, wer wüsste es nicht, die Mahnglocken bimmeln ja schon das ganze lange Jahr. Am kommenden Montag aber kann der Mauerfall dann endlich 20. Geburtstag begehen – und auch wenn man bereits ahnt, dass es mit dem Mahnen und Gedenken vor dem 3. Oktober 2010 nicht vorbei sein wird, kann man doch hoffen, dass es endlich wieder andere Themen gibt in der nahen Zukunft. Die Linke jedenfalls will auch mitmachen und gedenken und lädt ihre Parteiführer nebst Freunden am Mittwoch ins Babylon Mitte, um nichts weniger zu tun als: den 4. November 1989 „zu rekonstruieren“. Dies wird filmisch gemacht (das wollen wir sehen), danach diskutieren Lothar Bisky, Annekathrin Bürger, Konrad Elmer-Herzog, Manfred Gerlach, Gregor Gysi, Steffen Mensching, Friedrich Schorlemmer und Joachim Tschirner. Es kann bei dieser Mischung nur besinnlich werden. Weniger rückwärtsgewandt, aber trotzdem dem Mauerfall verpflichtet ist die Antinationale Woche, die diverse Gruppen ausrufen. Der erste Termin ist ebenfalls der Mittwoch: Im Zielona Gora geht es einmal nicht um Kiez & soziale Frage, sondern um „Die gescheiterte Revolution im Herbst 1989 und die Niederlage der Westlinken“. Nun fragt man sich als nicht ganz Unbelesener: Wessen Revolution ist da „gescheitert“? Und haben sich nicht die Westlinken in ihrer Mehrheit darin hervorgetan, schnell ihren Po an den Ofen zu kriegen? Na, die Antworten wollen wir hören. Am Freitag wird in der HU über die Zukunft des Kommunismus nach seiner Abschaffung diskutiert. Am Samstag dann sind die Antinationalen auf der Straße, vom Checkpoint Charlie aus werden sie gegen die Nation und gegen „die Herrschaft der falschen Freiheit“ demonstrieren. In diesem Bündnis wird der Kommunismus noch als Zukunft gedacht. Nicht unsympathisch!

■ 4. 11. 1989: Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Str. 30, Mi, 18 Uhr

■ Gescheiterte Revolution: Zielona Gora, Grünberger S. 72, Mi, 20 Uhr

■ Kommunismus: HU, Unter den Linden 6, Fr, 20 Uhr

■ Antinationale-Demo: Checkpoint Charlie, Sa, 16 Uhr