Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Der Alexanderplatz liegt ab Sonntag am Kurfürstendamm. Dann kommt an der Schaubühne Volker Löschs Version von Alfred Döblins Klassiker „Berlin Alexanderplatz“ heraus. Der Roman erzählt die Geschichte des entlassenen Strafgefangenen Franz Biberkopf, der von der Freiheit und dem brodelnden Leben im Moloch Berlin überfordert und wieder straffällig wird. Regisseur Volker Lösch lässt diesmal Chöre real entlassener Strafgefangener franz-biberkopfmäßig ihre Erfahrungen mit den Zumutungen der Freiheit ausbreiten. Die Urbilder aller strafbaren Handlungen sind im katholischen Katechismus als „Die sieben Todsünden“ katalogisiert. Unter diesem Titel hat die Choreografin Pina Bausch 1976 Theatergeschichte geschrieben, die im gleichnamigen Stück zum ersten Mal jene assoziative Mischung aus Tanz, Sprache und Alltagsgesten zusammenfasste, die ihr Tanztheater weltberühmt machen sollte. Als Hommage an die verstorbene Künstlerin ist die Produktion ab Donnerstag noch einmal im Haus der Berliner Festspiele zu Gast. Was dem einen die Sünde, ist dem anderen das Begehren: So hat die Psychoanalyse deutlich milder auf die menschlichen Schwächen geblickt. Inbegriff des Objekts des Begehrens ist zumeist die weibliche Brust: gute Brust, schlechte Brust, je nach Perspektive. Für die „Bad Breast“ hat sich der Undergroundfilmer Bruce LaBruce nun in seinem jüngsten Theaterabend entschieden, der am Donnerstag im HAU 2 Premiere hat, als schrilles Melodram des nichtgestillten Kindes. Im HAU 3 zeigt die Oper Dynamo West ab Donnerstag „Amazonas“, eine szenische Zeitreise mit Tondokumenten, die einst weltreisende Forscher auf Walzen von Geräuschen und Liedern naher und ferner Kulturen aufgenommen haben. Eigentlich das Idealprojekt für diese von Bräuchen und Geräuschen geprägte Jahreszeit.

■ „Berlin Alexanderplatz“: Schaubühne, ab So.

■ „Die sieben Todsünden“: Haus der Berliner Festspiele, Do.–So.

■ „Bad Breast“: HAU 2, Do.–So.

■ „Amazonas“: HAU 3, Do.–So.