Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Wir erinnern uns: Im Winter 2005 wurde im Irak die deutsche Archäologin Susanne Osthoff entführt, die nach ihrer Freilassung durch Statements auffiel, die viele Fantasien auslösten: angefangen von Mutmaßungen, Osthoff habe selbst ihre Entführung inszeniert, bis hin zu Spekulationen, sie hätte mit dem BND zusammengearbeitet. Getriggert wurde der Mutmaßungsdschungel durch die Tatsache, dass Susanne Osthoff zum Islam konvertiert war und aus einer kurzen Ehe mit einem Jordanier eine Tochter hatte. Die Entführung zweier Europäerinnen aus einer Gegend, die man damals noch Orient nannte, steht auch im Mittelpunkt von Mozarts berühmter Oper „Die Entführung aus dem Serail“, in der ansonsten allerlei wilde Mohren und wüste Muslime ihr Unwesen treiben, was den Theatermacher und Chorvirtuosen Ulrich Rasche zu seinem neuesten Theaterprojekt inspirierte, Mozarts Oper vor der Folie aktueller Islam- und Orientklischees zu inszenieren. Von Mittwoch bis Samstag in den Sophiensælen. Mozart klassisch gibt es am Donnerstag und Samstag in der Staatsoper Unter den Linden, wo noch einmal Thomas Langhoffs Inszenierung von „Figaros Hochzeit“ von 1999 auf dem Spielplan steht. Im Übrigen hat der Shootingstar unter den Jungdramatikern, Dirk Laucke, ein neues Stück geschrieben, das am Donnerstag im Grips Theater uraufgeführt wird: „Stress! – Der Rest ist Leben“ – ein Theaterabend, der die ungleichen Chancen verschiedener Schüler verhandelt. Ein schönes Gastspiel gibt es im Theater an der Parkaue, wo die Bremer Shakespeare Company am Mittwoch und Donnerstag ihre Theaterperformance „Smells like Teen Spirit“ zeigt, die den Spuren nachgeht, die die Musik der Band Nirvana hinterlassen hat, deren Sänger Kurt Cobain es an Tragik locker mit Shakespeares Hamlet aufnehmen kann.

■ „Entführung aus dem Serail“: Sophiensæle, Mi.–Sa.

■ „Figaros Hochzeit“: Staatsoper, Do. + Sa.

■ „Stress! – Der Rest ist Leben“: Grips Theater, ab Do.

■ „Smells like Teen Spirit“: Theater an der Parkaue, Mi. + Do.