Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

1971 hat der Künstler Bruce McLean eine tolle Idee: Er macht ernst mit Pop – und gründet mit ein paar Freunden eine Band. Aber im Gegensatz zu all den anderen großen britischen Popstars dieser Zeit, von denen das Gros sowieso einen Kunstschul-Background vorzuweisen hatte, bleibt McLean seinen Leisten treu: Seine Band wird keine Musik machen, sondern sich in allerhand eingefrorener, konzertiert-konzentierter Posen ergehen. „The World’s First Pose Band“ labeln McLean und seine Mitstreiter ihr Projekt und geben ihm den absolut unschlagbaren Namen „Nice Style“. Mehr Pop-Purismus, mehr coolere Reduktion aufs Wesentliche geht fast nicht. Mehr hintergründig-fieser Humor aber auch nicht. Denn auf eine gewisse Weise ist das mindestens ebenso sehr ein Witz auf das Prinzip der „Art-School-Band“, wie es sich dessen Strukturen bedient, um den stets hochernsten Kunstbetrieb auf die Schippe zu nehmen. Ein kleines Video von einem der Nice-Style-Auftritte kann man gerade in der Galerie Tanya Leighton sehen – zusammen mit einer Reihe weiterer Arbeiten McLeans von den späten 60er Jahren bis jetzt. Damals ließ er eine Frau eine Teetasse auf ihrem Knie balancieren und nannte das ganze „Tea on the Knee“. 2010 wiederholt er das Prinzip in seinem Film „Soup“ mit einem französischen Schimmelkäse und nennt es, klar, „Bree on the Knee“. In fast allen Arbeiten hier geht es um Posen, um Rollen, Erscheinungsbilder und Stil – um Looks und Gesten, kurz, um das Bild des Körpers und seine Ästhetisierung. Dass dabei nicht nur Mode, Werbung und Musik ihr Fett wegbekommen, sondern vor allem auch der auf slicke Formen versessene Kunstbetrieb der Konzeptkunsthochzeit, versteht sich angesichts des Humors McLeans von selbst. Genauso, wie die Tatsache, dass seine Arbeiten vielleicht gerade dadurch eben noch viel besser aussehen als die der anderen.

■  Bruce McLean: „Waiter Waiter Curator Curator“; Tanya Leighton, Kurfürstenstr. 156, Mi.–Sa. 12–18 Uhr, bis 16. April