Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Auch die Galerie um die Ecke hat einen Stuhl mit der Frage „Wer hat Angst vor Künstlern?“ auf die Straße gestellt. Dass allerdings einer der Großkopferten in China sich von solchen Ai-Weiwei-Solidar-Aktionen auch beeindrucken lassen könnte, ist so wahrscheinlich, wie dass die Berliner Kunstschaffenden den Regierenden und Kultursenator Wowereit nachhaltig an den Pranger stellen. Gründe gäbe es: Dieser hatte, nachdem er die Leistungsschau Berliner junger Kunst ausgerufen hatte, 1 Millionen aus Lottogeldern abgezweigt, dummerweise dieses aber vor der abschließenden Jurysitzung hinausposaunt. Die mühselige, aber eben üliche Antragsschreiberei entfällt in solchen Position eh. Moralisch bedenklich, oder? Ist aber erst mal das Angebot da, von der geklauten Torte etwas abzubekommen, geht es nur noch darum, wer sich auf einen Zuckerrausch freut oder Angst vor Bauchschmerzen hat. Ich habe Bauchschmerzen! Grund zur Freude haben dagegen Maik Schierloh und Joep van Liefland vom Autocenter, die mit „a painting show“ (kuratiert von Aaron Moulton) 10 Jahre Autocenter feiern. Eine nette Show mit 44 Werken rund um Farbe und Schichtungen. Heraus sticht der quasi dokumentarische Film „The Subconscious Art of Graffiti Removal“ von Matt McCormick (2002). Das Ergebniss bürgerlichen Reinlichkeitswahns, also das Entfernen von Graffitis, das wiederum neue Farbflächen generiert, veranschaulicht, dass es kein Zurück gibt. Es wird immer etwas Neues aus dem anarchistischen Eingriff entstehen. So macht es auch Sinn, dass das Autocenter an der irgendwie immer noch Leistungshow „Based in Berlin“ teilnimmt und mit Wowereit auf wiederum sein Zehnjähriges als Regierenden anstoßen kann. Der fade Beigeschmack, dass mal wieder Kunst von der Politik genutzt wird, bleibt. Aber das ist ja moralisch …

■ A Painting Show, kuratiert von Aaron Multon (Galerie Feinkost), bis 1. 5., Do–Sa 16–18 Uhr, Eldenaer Str. 34 a