Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Tanzt man eigentlich noch in den Mai? So wie früher, mit Kapelle und Bier und knarrigen Holzdielen? Oder gibt es nur noch Waschbeton, MDMA und Minimal House auf dieser Welt? Ein Stück gestern lässt sich am Samstag bestimmt in der einen oder anderen Gartenkolonie finden, in Spargelstampen am Stadtrand und nicht zuletzt im American Western $aloon, wo morgen Abend mit Torfrock eine Legende deutschsprachiger Bierbegleitbeschallung Klassiker wie „Presslufthammer-b-b-b-b-bernhard“ und „Beinhart“ dem vermutlich recht ausgelassenen Publikum vorsetzen werden. Wem die dabei durchaus vorhandene Sozialkritik zu leise und subtil durchklingt, mag besser bedient sein am 1. Mai, wenn K.I.Z. und Atari Teenage Riot im Trafo an der Köpenicker Straße Gesellschaftskritik, Hau-drauf-Ironie und Lautstärke zu einer dem Datum angemessenen Melange verbinden.

Was ja bislang immer wieder vergessen wird: Am Montag, dem 2. Mai ist der Internationale Kampf und Feiertag der Arbeitslosen. Die zentrale Demonstration startet wie jedes Jahr am Senefelder Platz. Mit donnernden Sprechchören („Mein Freund ist Roboter!“ oder „Wir haben Zeit!“) soll gegen den Zwang zur Lohnarbeit protestiert werden. Eine wirkliche Entspannung für die Ohren bietet dann abends im Grünen Salon der Volksbühne, unterstützt von der One-Woman-Band Marzipan Marzipan, das japano-bajuwarische Ukulelenduo Coconami mit ihrer herzallerliebsten Mischung aus zart intonierten Covern internationaler Hits (Sweet child o’ mine!) und wunderbaren Eigenkompositionen.

Am Mittwoch schließlich gibt sich der kanadische Alternative-Country-Sänger Doug Paisley (nicht zu verwechseln mit Brad Douglas Paisley!) am Columbiadamm mit seiner an Townes van Zandt gemahnenden Melancholie die Ehre.

■ Torfrock: American Western $aloon, Sa., 21 Uhr

■ K.I.Z., Atari Teenage Riot: Kraftwerk Mitte, So., 20 Uhr

■ Coconami, Marzipan Marzipan: Grüner Salon, Mo., 20 Uhr, 12 €

■ Doug Paisley: Crystal, Mittwoch, 21 Uhr, VVK: 11 €