Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Falls Sie auf Empfehlungen hoffen für besonders lohnende Konzerte in den letzten Tagen der Berlin Music Week, sind Sie an dieser Stelle zwar nicht im engeren Sinne falsch, werden aber trotzdem enttäuscht. Gerade die Überfülle, das Eventartig-Marktschreierische der ganzen Angelegenheit, diese Flutwelle an für wichtig und wertvoll befundenen Produzenten und Verkäufern sogenannten geistigen Eigentums ist doch eher abschreckend. Wer was ist, muss dabei sein, wer was werden will, sowieso, und alle beteiligen sich am alljährlichen Bergfest einer schrumpfenden Industrie, deren Firmenpartys mit Produktpräsentation nur deshalb noch von Interesse sind, weil sie keine Regalsysteme oder Gummibärchen verkaufen, sondern Glamour, oder das, was sie dafür halten. Schauen Sie sich um auf dem Programm, folgen Sie ihrem Instinkt, wenn Sie denn unbedingt noch auf der Week oder der Clubnacht vorbeischauen müssen. Es ist schließlich für jeden Geschmack etwas dabei, wie man so schön sagt.

Wenn die Karawane weitergezogen ist und sich wieder damit beschäftigt, Musikliebhabern Abmahnanwälte auf den Hals zu hetzen, geht das musikalische Leben in der Stadt wieder Erwarten doch weiter. Mit steigender Konzertdichte wird der Sommer langsam für beendet erklärt, so ein bisschen Wüstenhitze lässt sich aber noch finden, nämlich beim Konzert der wirklich sehr authentischen österreichischen Stonerrockband Sahara Surfers, die am Mittwoch im Schokoladen ihre Gitarrenverstärker aufdrehen werden.

Aus ähnlicher staubtrockener Quelle (der Kalauer soll für den dargebotenen Wüstenrock mal erlaubt sein) inspiriert ist auch die italienische Experimentalcombo Ufomammut, die am Donnerstag im Festsaal Kreuzberg ihren psychedelisch beeinflussten Stonermetal präsentieren werden.

■ Berlin Music Week: www.berlin-music-week.de

■ Berlin Music Week – Clubnacht: www.berlin-clubnacht.de

■ Sahara Surfers: Mi., 19 Uhr, Schokoladen

■ Ufomammut: Do., 21 Uhr, Festsaal Kreuzberg