Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Edith Stein war katholische Nonne und Jüdin zugleich. 1943 starb die auch als Theologin und Philosophin bedeutende Frau in Auschwitz. Das Kloster konnte sie nicht schützen. 1998 wurde Edith Stein von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen. Dem Vertreter jener obersten katholischen Instanz also, die von Edith Stein bereits 1933 umsonst angemahnt worden war, in einer Enzyklika klar gegen die Verfolgung der Juden in Deutschland Stellung zu beziehen: „Wir alle, die treue Kinder der Kirche sind und die Verhältnisse in Deutschland mit offenen Augen betrachten, fürchten das Schlimmste für das Ansehen der Kirche, wenn das Schweigen noch länger anhält.“ Im Ballhaus Ost befasst sich nun die (wie Edith Stein) in Breslau bzw. Wrocław geborene Regisseurin Elzbieta Bednarska mit dieser, die reale Verhältnisse verschleiernden Vereinnahmung der katholischen Philosophin und Jüdin durch den Vatikan und die Kirche. „Eilig Heilig“ ist als theatralisch-musikalisches Labyrinth angekündigt, Premiere am Donnerstag. Die Kirche spielt auch eine gewisse Rolle in Henrik Ibsens Drama „Rosmersholm“ von 1886. In dessen Zentrum nämlich stehen die höchst tragisch endenden Gewissensnöte eines ehemaligen evangelischen Pfarrers. Und politische Kleinstadtintrigen. An der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz inszeniert Leander Haußmann die Geschichte – erste Theaterarbeit Haußmanns seit langem. Zuletzt hat der spätestens seit „Sonnenallee“ gefeierte Filmregisseur einen Film über das berüchtigte Moskauer Domizil der kommunistischen Emigranten „Hotel Lux“ gedreht. Gefeiert wurde auch das Duo infernale Gert Voss und Lars Eidinger. Und zwar bei den Salzburger Festspielen, wo im Sommer Thomas Ostermeiers Shakespeare-Inszenierung „Maß für Maß“ zuerst herausgekommen ist. Am Samstag ist nun die Berliner Premiere.

■ „Eilig Heilig“:Ballhaus Ost, ab Do.

■ „Rosmersholm“: Volksbühne, ab Fr.

■ „Maß für Maß“: Schaubühne, ab Sa.