Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Zwischen 2007 und 2011 hat das Maxim Gorki Theater in Kooperation mit Geistes- und Sozialwissenschaftlern, Theaterautoren und Performern in einem breit angelegten Feldforschungsprojekt den rapiden sozialen Wandel am Beispiel der brandenburgischen Stadt Wittenberge untersucht: auf der Suche nach Begriffen und Ausdrucksformen für die Auseinandersetzung mit einer sich radikal verändernden Gesellschaft. In einem Forum wird am Wochenende nun Bilanz gezogen. Es steht dann auch noch einmal Armin Petras’ preisgekröntes Stück „Heaven (zu tristan)“ auf dem Programm, das 2007 zum Auftakt des Projekts entstand. Heute sowie Samstag und Sonntag ist im Haus der Wannsee-Konferenz jeweils um 12 Uhr auch noch einmal ein dokumentarisches Theaterprojekt zu sehen, das im Rahmen der Veranstaltungen zum Gedenken an dem 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz entstand. In einer Art Reenactment und Collage aus Film und dokumentarischem Material versuchen fünfzehn Historiker, sich der Konferenz am 20. Januar 1942 anzunähern, auf der der Mord an den europäischen Juden organisiert worden ist. Dabei soll das Konferenz-Protokoll bewusst aufgebrochen werden, so die Veranstalter. Indem man es befrage, es mit Zitaten und Fußnoten auch zu den Biografien der Teilnehmer versehe, solle eine zweite Ebene entstehen. Die Darstellungsform will sich bewusst von bisherigen Fiktionalisierungen der Konferenz unterscheiden: als „Historiker-Labor zum Zuschauen und Mitdenken“. Jeder Zuschauer könne sich am historischen Ort, mit Blick auf den Großen Wannsee, um die Mittagszeit einen Stuhl in den Raum stellen und überlegen, wie es wohl war, als hier vor 70 Jahren 15 Nazifunktionäre den Tod von Millionen Menschen besprachen – und sich anschließend zum gemeinsamen Frühstück begaben.

■ „Heaven (zu tristan)“: Maxim Gorki Theater, Fr

■ Dokutheater: Haus der Wannsee-Konferenz, Di/Sa/So 12 Uhr