a.r.a.p. – für eine Gesellschaft ohne Knäste

Beratung und direkte Unterstützung für Frauen, Lesben und Trans*, die im Gefängnis sitzen.

Die Gruppe against repression against prison (a.r.a.p.) berät und unterstützt Menschen während und nach dem Gefängnisaufenthalt.

Im Netz

arapberlin.wordpress.com

Feministisches Beratungsbüro

c/o Secondhand-Buchladen Müßiggang (Treppe hoch)

Oranienstraße 14a

Die Gruppe against repression against prison (a.r.a.p.) berät und unterstützt Menschen während und nach dem Gefängnisaufenthalt. Auch FreundInnen und Verwandte können die Unterstützung der a.r.a.p. in Anspruch nehmen. Seit 2003 informiert die Gruppe über Gefängnisse und ihre gesellschaftliche Bedeutung, ab dem Jahr 2010 hat sie ihre Arbeit auf direkte Unterstützung für Menschen in Gefängnissen ausgeweitet und ein feministisches Beratungsbüro für Frauen, Lesben Trans* eröffnet – mit dem Schwerpunkt „Hilfe nach dem Knast“.

Die Arbeit der a.r.a.p orientiert sich an den Alltagssorgen der InsassInnen: Die Frauen brauchen im Gefängnis oft Unterstützung beim Durchsetzen einfachster Rechte, die durch den Gefängnisalltag und seine Strukturen außer Kraft gesetzt sind: Nora, ein Gründungsmitglied von a.r.a.p., berichtet, dass momentan in Gefängnissen bei Frauen häufig das Borderline-Syndrom oder Bipolarität diagnostiziert wird. Eine therapeutische Behandlung würde ihnen aber immer wieder erschwert, indem ihnen die nötige Ausgangszeit aus dem geschlossenen Vollzug für den Besuch in der Therapiestelle nicht gewährt würde. Stattdessen würden sie oft mit Medikamenten behandelt, deren Nebenwirkungen die Arbeitsfähigkeit der InsassInnen einschränken würden.

Doch selbst wenn die Frauen und Trans* Gefängnisarbeit leisten könnten, würden sie nicht viel verdienen: Bei achtstündiger Arbeit würden sie einen Tagessatz von 7,80 Euro bis 11,94 Euro erhalten, müssten davon aber Gebrauchsgüter zu völlig überhöhten Preisen kaufen. Im Gefängnis würden, Nora zufolge, 140 Gramm Tabak 18,95 statt 16,95 Euro kosten, Süßstofftabletten sogar bis zu 5 Euro statt der üblichen 99 Cent. Sie berichtet, dass die Frauen bis vor Kurzem kein Parfum beziehen konnten, weil es Alkohol enthält, der im Gefängnis verboten ist. Mittlerweile ist der Besitz von 100 ml Parfum erlaubt, weil „die Gefängnisleitungen wohl gemerkt haben, dass nicht so viele Frauen ihr Parfum trinken wollen“, erklärt Nora mit einem kleinen Lachen.

Es gibt auch Gefangene, die die Arbeit im Gefängnis als eine Form von Zwangsarbeit ablehnen. In einem Fall habe ein Insasse sich geweigert, an den Arbeitsmaßnahmen teilzunehmen. Seine eigene schmutzige Wäsche habe er ebenfalls nicht im Gefängnis waschen lassen wollen, um die dortige Arbeit zu boykottieren. In diesem Fall tauschte die a.r.a.p. alle zwei Wochen seine gebrauchte Wäsche gegen saubere aus. Aber auch nach der Haftzeit nehmen die Probleme kein Ende: Nora erklärt, dass die ehemaligen InsassInnen oft bei der Wohnungs- und Arbeitssuche Diskriminierungen erleben und gegenüber MitbewerberInnen benachteiligt werden. Bei all diesen Problemen hilft die a.r.a.p. den Menschen mit sozialer oder juristischer Beratung weiter. Mehrere AnwältInnen arbeiten ehrenamtlich oder gegen Prozesskostenhilfe mit der a.r.a.p. zusammen und unterstützen die InsassInnen in allen Bereichen der Antragsstellung von Therapiezulassungen bis zur Haftminderung. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von a.r.a.p. liegt bei der Unterstützung von Trans*. Momentan sind 30 Trans* in deutschen Gefängnissen untergebracht. Ihre Haftbedingungen sind besonders schwierig, weil ihre MitinsassInnen sie häufig diskriminieren. Zum Schutz vor Anfeindungen müssen sie ihre Haftzeit meistens in Isolation absitzen, wodurch die Haftbedingungen unnötig verschärft werden. Nora berichtet auch von einem Transmann, der seine achtmonatige Haftzeit zwangsweise in der Krankenabteilung verbrachte, weil die Gefängnisleitung annahm, dass er hier sicherer wäre. Um queeren Menschen den Aufenthalt im Gefängnis zu erleichtern und über die speziellen Probleme dort zu informieren, hat die a.r.a.p einen „Antirepressionsratgeber für Queers“ veröffentlicht.

Die a.r.a.p. arbeitet mit anderen Antirepressionsgruppen zusammen, unter anderem mit der Gruppe Kiralina, die ähnlich wie die a.r.a.p. Menschen in Gefängnissen unterstützt. Kirilana hat sich darauf spezialisiert, die Verschickung der drei pro Jahr erlaubten Paketsendungen zu organisieren. Mit den Paketen, die zu Ostern, Weihnachten und einem frei gewählten Zeitpunkt verschickt werden können, erhalten die InsassInnen Waren, die im Gefängnis zu teuer oder nicht erhältlich sind. Durch die Arbeit von Kiralina erhält die a.r.a.p. immer wieder Informationen über InsassInnen, die nicht durch FreundInnen oder Verwandte unterstützt werden und deshalb um Besuch oder Briefkontakt bitten.

Wer gerne selbst Menschen in Gefängnissen unterstützen möchte, kann ihnen Briefe schreiben, sie im Gefängnis besuchen oder ihnen auch Geld zusenden. Die a.r.a.p. hat auf ihrer Webseite Merkblätter mit wichtigen Informationen dazu veröffentlicht. ZOÉ SONA