Shoppen und Schlafen

Der Exmonopolist British Airways hat sich mit dem neuen Terminal in Heathrow übernommen. Wen wundert das?

Reisen war bisher eine Beschäftigung, bei der Menschen unterwegs waren, um Eindrücke zu sammeln, und Fremdes bekannt wird. Es scheint aber, als sei das Konzept der Reise in Londons neuem Terminal 5 neu erfunden worden. Anstatt unterwegs zu sein, hängen Reisende in einem von der British Airways betriebenen Shopping Center fest. Über 300 Flüge wurden seit der Eröffnung des Terminals am Donnerstag bisher gestrichen, 15.000 Gepäckstücke türmen sich zu einem südenglischen Gebirgsmassiv, das nun 400 freiwilligen Helfern aus der British-Airways-Belegschaft abgetragen sollen. Derweil weigert sich die Fluggesellschaft, ab Mittwoch einen reibungslosen Betrieb zu garantieren. Die riesige Logistikmaschine Flughafen ist steckengeblieben.

Größer und schicker sollte der in weiten Teilen ramponiert wirkende Flughafen durch die Erweiterung werden. Wo vorher Chaos herrschte, sollte Ruhe einkehren – alles unter der fähigen Leitung von British Airways. Vielleicht lag ja da das Problem. Wer schon einmal mit dieser Fluggesellschaft nach London geflogen ist und als Entschuldigung für ein Malheur zu hören bekam, dass eben nicht genug Belegschaft zum Dienst erschienen ist, der wird sowieso Zweifel an dem Traum von T5 gehabt haben. Man kann zwar größer bauen, nur funktionieren muss das nicht unbedingt.

Eins hat Heathrow mit dem neuen Terminal geschafft: Niemand wird seine Position als passagierreichster Flughafen Europas mehr bezweifeln. Dass diese Position aber durch das Festhalten der Reisenden erzielt wird, das kann wirklich zu denken geben. Wenn es um die Vermarktung neuer Verkaufsflächen im Flughäfen geht, könnte das allerdings zum Hauptargument für hohe Mieten werden. Niemand hält die Menschen länger fest als T5. NAT