die kleine wortkunde
: Eine Frechheit, diese Chuzpe

Klaus Zumwinkel erklärt die Chuzpe

Manchmal machen Menschen Dinge, die nicht richtig sind. Manche Menschen machen sogar Dinge, die so unrichtig sind, dass sie gegen das Gesetz verstoßen. Nehmen wir mal an, der ehemalige Chef eines großen deutschen Unternehmens, nennen wir es die Post, ist so ein Mensch. Nehmen wir mal an, dieser Mensch hätte Millionen vor dem Hüter des Gesetzes versteckt. Nehmen wir darüber hinaus an, er wäre dafür verurteilt worden, vom Gesetzeshüter Rechtsstaat, relativ milde, zu zwei Jahren Haft auf Bewährung.

Wenn dieser Mensch sich am Tag der Verurteilung hinsetzt, dem Bonner General-Anzeiger ein Interview gibt und darin klagt, sein „Vertrauen in den Rechtsstaat“ habe gelitten, dann nennt man das Chuzpe. Man könnte auch sagen: Es ist eine Frechheit, eine Dreistigkeit, eine Schamlosigkeit! Aber man sagt das auch mit ein wenig Bewunderung, weil es eben sooo frech, soo dreist, so schamlos ist. Entlehnt ist das Wort dem Jiddischen, wo es wiederum aus dem Hebräischen übernommen wurde. Erklärt wird es oft mit dem Witz, in dem ein Mann, der Vater und Mutter erschlagen hat, um eine milde Strafe bittet, weil er doch nun Vollwaise sei.

Fast noch mehr Chuzpe, quasi die Ober-Chuzpe ist, dass der Mensch, der einmal die Post war, sich nun beklagt: „Es wurde gegen mehrere Gesetze verstoßen“, und zwar von den Behörden, die zu viel verraten hätten. So viel Chuzpe haben nicht viele, Klaus Zumwinkel wohl. DAZ