WERBEPAUSE: SCHWEIGER LOBT „BILD“

Das Schlimmste an der aktuellen Bild-Kampagne ist, dass deren prominente Protagonisten sich allesamt für verdammt clever halten. Sie schenken der Boulevardzeitung ein Statement, ihre Meinung zu Bild nämlich, in der absurden Annahme, dass all die TV-Spots, Plakate und Anzeigen nicht nur dem Image von Bild nutzen, sondern auch ihrem eigenen. Das ist natürlich Quatsch. Dass Til Schweiger diese Gelegenheit zur Selbstdemontage nicht ungenutzt verstreichen lässt und sich dabei auch noch irre selbstironisch vorkommt, ist kein Wunder, aber von Gregor Gysi etwa hätte man mehr Distanz zum fragwürdigen Journalismusverständnis des Massenblatts erwartet. Weil er das selber weiß, aber offenbar aus reiner Eitelkeit unbedingt dabei sein wollte, versucht er sich an einem bizarren Spagat aus plumper Ranschmeißerei und hohler Kritik: „Gelegentlich lese ich Bild, um zu wissen, was Millionen Leserinnen und Leser denken sollen. Spaß macht mir die eine oder andere Gegendarstellung.“ Diese Taktik, Herr Gysi, ist mit Verlaub so subversiv wie beim „DSDS“-Casting „Alle meine Entchen“ zu singen.

„Mit dieser Kampagne“, sagt Andreas Wiele, Vorstand der Bild-Gruppe, „wollen wir zeigen, wie vielseitig Bild ist und die überholten Klischees in Frage stellen.“ Wenn das wirklich das Ziel gewesen sein soll, ist es bislang gründlich misslungen. Kein einziges Klischee über Bild wird entkräftet, stattdessen werden die kursierenden Klischees über die mitmachenden Promis eifrig bedient: Thomas Gottschalk gibt den Opa, der vom Krieg erzählt („Bild hat mich erst zur Schnecke gemacht und dann zum ‚Titan‘ “), Sido den Rüpel („Danke für die Titt’n“) und Veronica Ferres die Zwinker-Zwinker-Verbündete („Ich kann leider nicht jeden Tag Theater machen – ihr schon!“).

Und genau diese Symbiose zwischen Promi und Bild verhindert auch nur eine aufrichtige Meinung in der Kampagne. DENK