DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL

Eigentlich mangelt es nicht an Inseln im Mittelmeer. Bald könnten dennoch ein paar dazukommen. Tausend, genauer gesagt. Zumindest dann, wenn das Projekt „Seerosen für Afrika“ gelingt. Was das Berliner Zentrum für Politische Schönheit plant, soll weit draußen, an den Rändern Europas stattfinden. Die Gruppe von Medienkünstlern und Menschenrechtsaktivisten will 1.000 Rettungsinseln produzieren, die schiffbrüchige Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten könnten. 4 x 4 Meter groß soll jede der Inseln sein, ausgestattet mit einem Dachgerippe für Sonnensegel, Lebensmitteln, Sicherheitsgeländer und je zwei Einstiegsleitern. Bis zu 20 Flüchtlinge könnten auf einer dieser Rettungsplattformen Platz finden. Weil ein durchschnittlich trainierter Mensch bei schlechten Seebedingungen nicht weiter als 20 Kilometer schwimmen kann, darf der Abstand zwischen den einzelnen Inseln nicht zu groß sein. Als Einsatzort kommen vor allem die Gebiete zwischen Tunesien, Lampedusa und zwischen Marokko und den Kanarischen Inseln infrage. Das Ingenieurbüro Duwe produziert derzeit einen Prototyp, der am 1. August 2010 vor dem Kanzleramt in der Spree getestet werden soll. Die Sachsenhausener Firma ist spezialisiert auf die Konstruktion von Wasserplattformen aller Art. Finanziert werden soll das Projekt über Spenden. Der Preis? 1.000 Inseln würden 5,6 Millionen Euro kosten. Philipp Ruch, Sprecher des Zentrums für Politische Schönheit, nennt diese Summe „eine beschämende Zahl für die deutsche Außen- und Europapolitik“. Unklar ist bislang, ob Europa bereit ist, die geretteten Flüchtlinge dann auch aufzunehmen. ARIANE LEMME