DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Viele sind angeekelt“

WIE BITTE? Die Französin Flore Garcia-Bour hat ein Kleid aus Kippenstummeln genäht, um auf die Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen, die durch Zigaretten entstehen

taz: Frau Garcia-Bour, hat Ihre Tabakkreation etwas bewirkt?

Flore Garcia-Bour: Eines meiner Ziele war die Sensibilisierung für weggeworfene Kippenstummel. Für viele Menschen sind diese kein Müll, weil sie so klein sind. Die Leute brauchen viel mehr Aufklärung und dafür war das Kleid sehr nützlich. Durch „Lulu“, wie ich das Kleid genannt habe, bekam ich große Aufmerksamkeit von den Medien. Viele Menschen haben dadurch überhaupt erst von den Auswirkungen der weggeworfenen Kippenstummel gehört. Einige waren richtig geschockt.

Wie waren die Reaktionen, als Sie Ihr Rohmaterial sammelten?

Viele waren angeekelt. Aber die meisten Menschen waren interessiert und wollten wissen, was ich da mache, und fragten nach dem Projekt. Ein paar haben mich sogar ermutigt weiterzumachen. Und auch wenn es einige negative Reaktionen gab, glaube ich, dass das Kleid viele Menschen zum Nachdenken angeregt hat, welche Schäden die Zigarettenstummel anrichten.

Ist so ein hübsches und aufwendig angefertigtes Kleid dabei nicht kontraproduktiv, um Ihre Sichtweise zu vermitteln?

Ich glaube nicht, dass sich das Problem der Zigarettenstummel mit der Herstellung von Kleidern lösen lässt. Es geht vielmehr um die Sensibilisierung der Bevölkerung. Außerdem kann ich Ihnen versichern, dass Sie das Kleid nicht länger tragen wollen, wenn Sie mal daran gerochen haben – auch wenn man sich mit der Zeit an den Gestank gewöhnt.

INTERVIEW: ROBERT IWANETZ

■ Flore Garcia-Bour, 22, lebt in Paris und studiert internationale Beziehungen