DIE KLEINE WORTKUNDE (Krokodil)

Krokodile gibt es schon seit rund 230 Millionen Jahren. Von den aggressiven Reptilien existieren über 20 verschiedene Arten – und erst 2002 wurde in Sibirien eine neue Art entdeckt: das Opiat Desomorphin.

Die Heroin-Ersatzdroge „Krokodil“ ist in Russland seit Jahren ein wachsendes Problem. Jetzt hat die lebensgefährliche Droge auch ihren Weg nach Deutschland gefunden: Im Oktober wurden in Bochum bei vier Heroinkonsumenten typische „Krokodil“-Symptome festgestellt.

Das Rauschgift „Krokodil“ wird aus Codeinpillen, Feuerzeugbenzin, Farbverdünner und Phosphorsäure zusammengerührt. Die braune Flüssigkeit wird von Junkies injiziert – wirkt allerdings anders als Heroin lediglich zwei Stunden.

Seinen Namen hat die Droge von seinen negativen Nebenwirkungen: Nach wenigen Stunden verfärbt sich die Haut der Konsumenten um die Einstichstellen reptilienartig grünlich-grau und wird schuppig, später beginnt sie zu faulen. Längerfristig lassen die Giftstoffe des „Krokodils“ die Knochen porös werden. Anders als die Reptilien in freier Wildbahn frisst die Droge den Junkie also langsam und von innen auf – verursacht Leberversagen, lässt Blutgefäße platzen. Manche überleben keinen einzigen Schuss – länger als drei Jahre überlebt niemand den Konsum.

Warum man sich so einen Dreck spritzt, ist schnell erklärt: Es ist billig und kann einfach hergestellt werden. Heroin lässt sich damit hervorragend strecken. Anders als in Deutschland kann man Codeintabletten in Russland rezeptfrei kaufen. In Deutschland aber haben die meisten Konsument schlichtweg keine Ahnung, was sie sich da in die Venen jagen: Im Glauben, billiges Heroin zu kaufen geraten sie unwissentlich an das gefährliche „Krokodil“.

MARIE-CLAUDE BIANCO