Nazi-Zeitung "Deutsche Stimme" bankrott: Braune Stimme wird leiser

Lang lief das Geschäft des NPD-Verlags "Deutsche Stimme" gut. Jetzt hat nicht nur die rechtsxtreme Partei Finanzprobleme, auch der Verlag ist pleite.

Nazi-Zeitung vor der Pleite: Vielleicht sind ihre Aufzüge auch bald passé. Bild: ap

Der rechtsextremen NPD geht es finanziell offenbar noch schlechter als bereits bekannt. Geldgeber im Hintergrund sind gestorben und ein falscher Rechenschaftsbericht brachte der Partei eine millionenschwere Strafzahlung ein. Und jetzt gerät auch noch der Verlag der NPD, die "Deutsche Stimme Verlags GmbH", in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Dabei galt die Verlagsgesellschaft als eine der wichtigsten Einnahmequellen für die rechtsextreme Partei - neben den staatlichen Mitteln, die 48 Prozent der Geldquelle ausmachen. Zu der Verlagsgesellschaft mit Sitz im sächsischen Riesa gehört die Parteizeitung Deutsche Stimme (DS) mit einer monatlichen Auflage von 25.000 Exemplaren und das "Nationale Warenhaus" mit rund 7.000 Produkten.

Im Ladengeschäft und im Internet des Verlags bietet die Partei alles an, was zum rechten Lifestyle gehört - von Szenebekleidung über Rechtsrock und Hörbücher "Rudolf Heß - Gefangener Nr. 7" bis zum "Puzzle Deutschland in den Grenzen von 1937".

"Wir sind nicht pleite", sagt Eckart Bräuniger, Geschäftsführer der "Deutsche Stimme Verlagsgesellschaft" auf Nachfrage der taz zu den Gerüchten, eine Insolvenz des Verlags stehe kurz bevor. Er räumt aber ein, dass der Abverkauf der Waren schleppend verläuft.

"Wir nehmen eine interne Umstrukturierung vor", erklärt Bräuniger, der in der rechtsextremen Szene als Mann fürs Grobe gilt. Außerdem sollen Ladenhüter aussortiert werden. "Waren, die im Jahr nur ein oder fünf Mal bestellt werden, kommen aus dem Sortiment."

Schlechtes Verlagsmanagement

Ein schlechtes Verlagsmanagement soll das sonst so einträgliche Geschäft mit dem Merchandising verdorben haben. Im November wurde Bräunigers Vorgänger Uwe Meenen beurlaubt, weitere Mitarbeiter sollen bereits aufgefordert worden sein, den Verlag zu verlassen.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt die Misere der NPD-Verlagsgesellschaft. Schon für 2009 weist die Bilanz im Vergleich zu 2008 ein Defizit aus. Ein Plus von 82.522 Euro im Jahr 2008 wurde 2009 zu einem Minus von 35.029 Euro. Das Betriebsvermögen ist gegenüber 2008 rund 100.000 Euro geringer. Die Bilanz für das Jahr 2010 ist beim Bundesanzeiger noch nicht veröffentlicht.

Der langjährige NPD-Bundeschef Udo Voigt hatte vor dem Parteitag Mitte November die miese Entwicklung verschwiegen. Im Interview mit "DS-Aktuell", dem Internetportal der Parteizeitung, behauptete er vielmehr, dass jetzt die Schulden stetig abgebaut würden und die Infrastruktur auch beim DS-Verlag "im vollständigen Eigenbesitz" sei.

Auf dem Parteitag wurden dann aber die Krise des Verlags und die anderen wirtschaftlichen Probleme der Partei angesprochen. Die Finanzlage, die die Parteitagsgäste unter Ausschluss der Presse besprachen, war mit ein Grund, warum Voigt nach fünfzehn Jahren den NPD-Vorsitz an Holger Apfel verlor.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Mit der taz Bewegung bleibst Du auf dem Laufenden über Demos, Diskussionen und Aktionen gegen rechts.

Hier erfährst du mehr

Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.