DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Kosmische Dramen

WAS SAGT UNS DAS? Im Kinofilm „The Avengers“ bekämpfen sechs Superhelden das Böse. Und zwar als Kommune

Die WG kehrt zu ihren Ursprüngen als Kampf- und Weltverbesserungsgemeinschaft zurück. Focht die „Kommune 1“ noch mit Torten und nackten Hintern für das Gute, so optimieren die „Avengers“ seit Donnerstag mit High-Tech und übernatürlichen Kräften ihr Lebensumfeld.

Story: Fünf Supermänner und eine Superfrau werden an einem Orte versammelt und bekämpfen einen Superschurken. Und gehen einen weiteren Schritt (nach z. B. den „X-Men“) auf dem Weg, die Kommune als Hort des Übernatürlichen wieder in ihr natürliches Recht zu setzen.

Ob in Asgard (nordische Mythologie) oder Olymp (römisch-griechisch), göttliche Komödien und Tragödien entsprangen stets der Gemeinschaft. Die Ilias, die Zerstörung Trojas und die Geburt Roms folgen dem Zwist dreier Göttinnen um die Frage, wer die Schönste sei. Es sind menschliche Dramen, es geht darum, den anderen zu ertragen oder ihm das Leben zur Hölle zu machen. Mit – es sind schließlich Götter – grotesk überhöhten Folgen, Unsterbliche sinken in den Staub, Nationen vergehen. Das war spannend, das war Leben. Und dann kam Gott.

Jahwe, Jehova oder einfach ER war per Definition nicht WG-tauglich. Seine fürnehmste Regel machte jeden Putzplan und jede Diskussion darüber, wer den nächsten Blitz nach unten werfen durfte, obsolet: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Selbst den von ihm erschaffenen Engel Luzifer ertrug ER in seiner Butze nicht lange, eine gewisse Eva und ihr Typ durften nicht mal im Garten übernachten. Das zwischenmenschliche Drama im großen, im kosmischen Maßstab war verloren.

Aber wie sagte schon H. P. Lovecraft, der sich seine eigenen finsteren Götter erfand: „Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt.“ Willkommen zurück. DAS