DIE BUNDESREGIERUNG MACHT EINEN AUF WAFFENEXPORTKONTROLLE – UND SCHON GIBT ES GUTE NACHRICHTEN VON DER RÜSTUNGSINDUSTRIE
: Ordentlich einen an der Lenkwaffel

JOSEF WINKLER

Wir erinnern uns: Es ist keine zwei Jahre her, im Oktober 2012, da machte die Kunde die Runde, die deutsche Rüstungsindustrie sei geplatzt. Bumm! Wahnsinn. Schon wurden Freudenfeuer entzündet, Sprizz-Fässer entkorkt und Kinder gezeugt – aber es war dann nur die größte Firmenfusion in der deutschen Rüstungsindustrie, die da geplatzt war. Klassischer Fall von Satz nur halb gelesen, aber das ist ja das Problem mit der Rüstungsindustrie: Wer will mit diesem Pack auch nur so viel zu tun haben, dass er Berichte darüber ganz durchliest?

Jetzt, zwei Jahre später, gibt es endlich mal wieder gute Nachrichten von der deutschen Rüstungsindustrie. Die drohe nämlich mit Abwanderung ins Ausland, falls die Bundesregierung weiterhin kaum neue Waffensysteme kaufe und Exporte blockiere, berichtet die SZ. „Wenn mein Land bei mir nicht kauft und mir sagt, du darfst nicht exportieren, dann halte ich das nicht lange durch“, stellt Armin Papperger, der Präsident des Bundesverbands der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, in Aussicht, und alle so: Yeah!

Hintergrund ist, dass die Regierung seit der Diskussion um den IS und die Kurden auf den Trichter gekommen ist, dass es ganz funky verantwortungsvoll und modern kommen könnte – Stichwort „Freche Ideen für den Herbst“ – mal ein bisschen Chichi auf Rüstungsexportkontrolle zu machen. Jetzt kriegt Gabriel gleich einen Höhenflieger und mag nicht mal mehr die Lieferung eines Gefechtsübungszentrums – die wollen doch nur üben! – an die gemütliche Wintersport- und Fußballnation Russland erlauben.

Klar wird sich da schon noch ein gangbarer Weg finden – etwa könnte Gabriel überlegen, Waffenexporte auf freiwilliger Basis zu beschränken, so wie Agrarminister Schmidt (CSU, klar) jetzt den Tierschutz in der Landwirtschaft verbessern will. Wo man ja weiß, dass ein Industriebauer nur eines freiwillig tut: jammern, wie schwer er es hat mit dem Arsch voll Subventionen von der bösen, bösen EU.

Jedenfalls schürt der Rüstungs-Papperger jetzt mal Hoffnungen. „Entweder wir bauen weiter Kapazitäten und damit noch mehr Arbeitsplätze ab, oder wir gehen ins Ausland.“ Warme Worte. Wobei speziell Option eins attraktiv erscheint. Freilich: Wenn einer jahrelang und mit Herzblut Geräte zum Auslöschen von Menschen konstruiert hat, muss er schwer einen an der Massenvernichtungswaffel haben. Trotzdem muss doch auch ein Exrüstungsingenieur in nichtasoziale Berufe vermittelbar sein. Wir haben da starke Fangnetze, hat doch bei den Schlecker-Frauen auch geklappt. Klar, das ist natürlich hochwertigeres Humankapital als Schlecker-Frauen – top ausgebildet, eher männlich, SUV etc. –, aber ich bin zuversichtlich, dass auch so jemand ein verträgliches Mitglied der Gesellschaft werden kann.

Dienstag

Jacinta Nandi

Die gute Ausländerin

Mittwoch

Matthias Lohre

Konservativ

Donnerstag

Margarete Stokowski

Luft und Liebe

Freitag

Jürn Kruse

Fernsehen

Montag

Anja Maier

Zumutung

Und was den Gang ins Ausland angeht: Warum nicht gleich bedarfsgerecht vor Ort in den Kriegsnationen produzieren? Das spart Transportwege, das Lohnniveau ist in vielen dieser Länder unschlagbar, und wenn’s Ärger mit der Belegschaft gibt, kann eventuell das bestens ausgerüstete Regime helfen.