die wahrheit: Prag und die Hölle - besetzt von Engländern

Die Sommerferien sind vorbei, die Engländer sind wieder zu Hause, und die Welt atmet auf. Vor allem die Tschechen. Prag ist zum Sammelpunkt für schlecht erzogene...

...Engländer geworden. Zehntausende von ihnen fallen jeden Sommer über die Stadt her, viele feiern ihren Junggesellenabschied mit solchen Mengen Alkohol, dass sie sich später nicht mehr daran erinnern. Die Prager erinnern sich dafür umso genauer.

Peter Wickenden, dem britischen Botschafter in Tschechien, bleiben viele seiner Landsleute ebenfalls unvergessen. Neulich klingelte mal wieder das Not-Telefon mitten in der Nacht. Es war ein Ehemann in spe, der nicht nur seine Bezugsgruppe, sondern auch seine Brieftasche verloren hatte und nicht mehr wusste, in welchem Hotel er abgestiegen war. Einmal, so erzählte Wickenden dem Guardian, stand einer vor der Botschaft und war nur in ein Laken gehüllt, weil ihm mitten in Prag seine gesamte Kleidung irgendwie abhandengekommen war. Wie das passiert war, konnte er sich nicht erklären.

Das britische Außenministerium hat einen Bericht über peinliche Engländer im Ausland veröffentlicht. Demnach landeten 51 von ihnen in einem Prager Krankenhaus, und 445 verloren innerhalb eines Jahres ihren Pass. In Griechenland waren es im selben Zeitraum nur 391, obwohl viermal so viele Engländer und Engländerinnen das Land belästigen. Letztere laufen dort jedoch mehr als anderswo Gefahr, vergewaltigt zu werden. 48 Fälle wurden innerhalb eines Jahres registriert. In den USA gab es trotz der doppelten Zahl von England-Touristinnen nur vier Vergewaltigungen, aber 1.368 Verhaftungen von englischen Rabauken.

Das schlimmste englische Los haben die Australier gezogen. Obwohl sie nur von 650.000 Engländern heimgesucht wurden, sind 59 davon in der ehemaligen britischen Strafkolonie zu Tode gekommen, 2.023 haben ihren Pass verloren. Für ihre letzte Reise brauchen sie allerdings keinen Pass. 95 Prozent der Engländer kommen in die Hölle. Das prophezeit ihnen jedenfalls der Theologe Richard Turnbull. Seit zwei Jahren ist er Direktor von Wycliffe Hall, einem anglikanischen Ausbildungslager in Oxford, das 1877 gegründet wurde und ursprünglich recht liberal war. Seit Turnbull am Ruder ist, hat sich das geändert, denn er hängt dem evangelischen Zweig der Church of England an - und der Himmel sei nun mal für seinesgleichen reserviert, meint er. Die Evangelikalen sollen zwar vorerst Teil der Church of England bleiben, aber sie mögen ihm doch bitte zehn Prozent ihrer Kirchenspenden geben, damit er seine Strategie, die protestantischen Bildungseinrichtungen unter evangelische Kontrolle zu bringen, nachhaltig verfolgen könne. "Wir sind fest entschlossen, das Christusevangelium denjenigen nahezubringen, die es nicht kennen", sagte er, "und das sind 95 Prozent in diesem Land." Die gehen unweigerlich zum Teufel, darunter sogar manche seiner eigenen Leute, sollten sie liberal infiziert sein.

Für gottesfürchtige Prager ist das eine gute Nachricht. Ihr Wunsch, dass die englischen Touristen zur Hölle fahren mögen, geht in Erfüllung, falls Turnbull recht hat. Wenigstens im Himmel haben sie dann Ruhe.

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kari

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