die wahrheit: Schwabinger Krawall: Auszugsweise

So einen Umzug, hat der Hubsi gesagt, kriege man notfalls zu zweit hin, er habe eh nur eine Matratze und einen Schrank. Der Jackie war skeptisch, weil er sich an den letzten Umzug erinnert hat...

...wo es einen Riesenärger gab, weil der Ferrari-Schorsch beim Versuch, die Waschmaschine abzubauen, ein Wasserrohr aus der Wand gerissen hat, weshalb die Feuerwehr gekommen ist und der Hubsi seine Kaution nicht zurückgekriegt hat. Jetzt, hat der Hubsi gesagt, habe er keine Waschmaschine mehr, dafür gebe es hinterher Bier. Also hat sich der Jackie überreden lassen.

Am Samstag hat er um zehn Sturm geklingelt, aber der Hubsi hat nicht aufgemacht. Also hat der Jackie mit einem Stein das Schlafzimmerfenster eingeschmissen, weil er sich gedacht hat, der Hubsi zieht ja eh aus.

Der Hubsi hat gesagt, den Schrank könne man auch mit dem Taxi transportieren, aber erst müsse das Zeug auf die Straße, weil um zwölf der Vermieter zur Übergabe antanze und ihn nicht antreffen dürfe, schließlich kenne er den gar nicht, weil er die Wohnung vom Bali-Günther übernommen habe, wie der nach Goa ausgewandert ist.

Also haben sie die fünf Umzugskisten hinuntergetragen, einen Riesendurst gekriegt und sich ein Bier aufgemacht. Nach dem zweiten Bier hat der Jackie gesagt, dass es am besten wäre, die Matratze aus dem Fenster zu werfen, weil sie schwer durchs Treppenhaus gehe und sowieso weich sei.

Die Matratze ist auf eine alte Frau gefallen, wobei ihre Brille und ihre Milchflasche kaputtgegangen sind und sie sich in einen Haufen Hundescheiße gesetzt hat. Der Hubsi hat sie zu beruhigen versucht, aber sie hat geschrien, sie lasse sich nicht von Besoffenen mit Sperrmüll bewerfen, außerdem kenne sie ihn genau, weil sie gegenüber wohne und immer mit ansehen müsse, wie er nackig in der Wohnung herumlaufe und seine Sauereien treibe, und da hat der Hubsi gebrüllt, sie solle ihn am Arsch lecken und sich verzupfen.

Dann wollten sie den Schrank hinuntertragen, aber dabei ist der Jackie auf der Treppe gestolpert, woraufhin der Schrank durchs Treppenhausfenster in den Hof gestürzt und in Einzelteile zerfallen ist. Der Hubsi hat noch zwei Bier aufgemacht und gemeint, er brauche sowieso keinen Schrank.

Wie dann ein älterer Mann mit Gamsbart eingetroffen ist und gefragt hat, wieso das Treppenhausfenster samt Rahmen im Hof unter einem Trümmerhaufen liege und in seiner Wohnung zwei ihm unbekannte Betrunkene herumsitzen, hat der Hubsi gesagt, er könne sich seine Kaution an den Hut stecken und sei sowieso eine dumme Sau, dann haben sie das restliche Bier mitgenommen, sich vors Haus auf die Matratze gesetzt und ein Taxi gerufen, und wie der Taxifahrer gesagt hat, er nehme kein mit Hundedreck verschmiertes Gelumpe mit, hat der Hubsi gesagt, er brauche sowieso keine Matratze, und weil es inzwischen dunkel geworden ist, sind der Jackie und der Hubsi zum Renato, haben sich zwei Bier bestellt und gesagt, eine Wohnung sei im Grunde ein totaler Schmarrn, was der Renato zwar nicht verstanden hat, was ihm aber auch egal war, weil das ja meistens so ist.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.