Griechische Brutaltragödie

Nikos Kyriakos aus Athen kann diese Welt nicht mehr verstehn. „Warum macht ihr uns kurzerhand zum letzten Dreck im Euroland?“, fragt er voll Bitterkeit und zurrt um ein Loch kürzer seinen Gurt –demonstrativ, was zeigen soll: „Wir armen Griechen sind doch voll auf Zwangsdiät, und zwar brutal! Wir haben“, sagt er, „erst einmal die Staatsbedienstetengehälter tief eingefroren (wenn es kälter als dreißig Grad ist in der Stadt). Und wenn mal einer Sorgen hat, darf er (was wir streng kontrollieren) Beamte nur noch sonntags schmieren. Auch unsre Reichen müssen sparen und dürfen nicht drei Autos fahren (gleichzeitig – und wenn Ostwind weht).

Die Steuern haben wir erhöht (für alle, die sich Iglus bauen). Dann der Beschluss, bei allen Frauen den Saum der Röcke anzuheben, um den Tourismus zu beleben. Das müssen wir, denn der Tourist kriegt auch nur noch, was nötig ist. So gibt es pro Sirtaki-Schicht höchstens zwei Männer und mehr nicht. Der Lammspieß wird jetzt stark tailliert und gänzlich ohne Lamm serviert. Und wenn euch das dann noch nicht reicht,wird wie in unseren Tragödien die Schicksalsgöttin uns erled’gen. Schuldlos in Schulden, aber schön wird unser Hellas untergehn, Erdbeben? Ein Tsunami? Beides? Das ist das Ende allen Leides. Doch bitte, lieber Staatenbund, ein echter Chor im Hintergrund!“

Klaus Pawlowski