Die Wahrheit: Käptn Böff und die Brüste der Madame P.

Wohin gehen eigentlich all die Buchstaben und Wörter, die man in den Computer tippt, wenn noch kein Programm hochgefahren ist? Wenn sich Word verhakt...

...und auf dem neuen Dokument der Anfang eines Satzes unsichtbar bleibt? Im Unterbewusstsein des Rechners, um ihm nachts von dort aus Albträume zu verursachen?

Das ist bei einer Festplatte schließlich nicht anders als im Gehirn: Ist das Bewusstsein abgeschaltet, fliegen Tagesreste durch die Gegend, nehmen unbenutzte Synapsenkreuzungen und vernetzen sich zu neuen Bedeutungen.

Wahrscheinlich macht ein französischer Regisseur gerade bereits einen romantischen Film darüber: Junges Ding mit dunklen Haaren, perfekten Augenbrauenbögen und Rosenblütenlippen lernt schüchternen Nerd mit Bartstoppeln kennen, und er gewinnt sie am Ende damit, dass er aus all ihren im Laptop verschwundenen Satzanfängen und unvollständigen Google-Rechercheaufträgen ein wunderbares Liebesgedicht komponiert hat.

Im zweiten Teil des Films hat er auch noch sämtliche Fotos der ganzen Welt aufgetrieben, auf denen sie zufällig im Hintergrund auftaucht, und daraus eine Ausstellung konzipiert. Im Centre Pompidou. Die Franzosen sind aber auch immer so was von fantasievoll. Da kann man fast vergessen, dass sie keinen Humor haben. Fast.

Apropos Pompidou: Dass Madame de Pompadour die gleichnamigen Sektschalen nach der Form ihrer Brust hat gießen lassen, ist bei weitem vernünftiger als die Angewohnheit, Sekt aus Damenpumps zu trinken. Diese Unsitte muss auf jeden Fall entstanden sein, bevor der Dita von Teese-Peeptoe wieder modern wurde.

Ob das auf der "Wiesn" angeblich immer noch praktizierte Stiefeltrinken aus derselben Ecke stammt, wäre eine Bachelorarbeit in Volkskunde wert: Wurde es doch ursprünglich ausschließlich als Strafe verhängt, angesichts verschwitzter Soldatenstiefel absolut vorstellbar.

Heutzutage gibt es hübschere Trinkspiele. "Käptn Böff trinkt zum ersten Mal, Prost" ist zum Beispiel ein auf Dauer auch intellektuell forderndes Vergnügen, bei dem das Niveau durch eine immer schwierigere Hirn-Finger-Oberschenkel-Kombination steigt.

Auch "Bierroulette", bei dem eine Bierdose stark geschüttelt und in eine Reihe mit ungeschüttelten Dosen gestellt wird und die Mitspieler ihre Dose direkt vor dem Gesicht öffnen, ist auf jeden Fall dem "Spiegelbildmalen" vorzuziehen

Bei diesem beliebten Partyspiel wird eine Untertasse mit einer brennenden Kerze von unten geschwärzt, dann bestimmt man einen Dummen oder eine Dumme und bedeutet ihm oder ihr, einem alles nachzumachen. Der oder die Dumme bekommt die dreckige Untertasse in die Hand, der Gastgeber nimmt eine saubere.

Der Gastgeber reibt jetzt an der Untertassen-Unterseite und tut so, als schmiere er sein Gesicht damit ein. Der oder die Dumme auch. Glücklicherweise werden diese Spiele auf Ü40-Parties nicht mehr ganz so oft gespielt. Nur noch, wenn die Schokoladentafeln, die man angezogen mit Mütze, Schal und Handschuhen essen musste, schon verputzt sind.

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kari

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