TRAUER UM DEN GELIEBTEN FÜHRER KIM JONG IL
: Achtundsechzig Liter Tränen

BERLIN taz | In ihrer Trauer lässt sich die Wahrheit von niemandem übertreffen – nicht einmal von der schmerzerfüllten Bevölkerung der Demokratischen Volksrepublik Korea. Bestürzt vom Tod des „geliebten Führers“ Kim Jong Il hatte die Wahrheit in der vergangenen Woche einen riesigen Kübel im Büro aufgestellt, um ihrer Traurigkeit freien Lauf zu lassen. Denn darin sollten die sichtbaren Zeichen des Seelenschmerzes aufgefangen werden, schossen den Wahrheit-Redakteuren doch gleich, nachdem sie vom Ableben des mächtigen Kim Jong Il erfuhren, die prallen Tränen in die wehen Augen. Und so weinten sie wie der Hyongje-Wasserfall am Berg Paektusan, bis der Kübel des Kim randvoll gefüllt war: 68 Liter Tränen vergossen sie für jedes Lebensjahr des „geliebten Führers“. Und erfüllten damit ihm zu Ehren bereits einen Tag vor seiner Beerdigung das Trauerplansoll.