die wahrheit: Ein Kahn für die Queen

Was schenkt man einer Frau, die alles hat? Heute begeht Königin Elisabeth ihr 60. Thronjubiläum, gefeiert wird aber erst im Juni, weil dann das Wetter möglicherweise besser ist.

Was schenkt man einer Frau, die alles hat? Heute begeht Königin Elisabeth ihr 60. Thronjubiläum, gefeiert wird aber erst im Juni, weil dann das Wetter möglicherweise besser ist. Außerdem fand die offizielle Krönungsfeier erst im Juni 1953 statt. Man brauchte damals 16 Monate, um die Krone etwas enger zu machen. Zur Jubiläumsfeier wird der Maifeiertag in den Juni verlegt, und die Untertanen bekommen noch einen zusätzlichen Feiertag, damit sie mit warmem Bier auf das Wohl der Queen anstoßen können.

Michael Gove, der Bildungsminister, hat angeregt, der Monarchin eine Yacht zu schenken. Geld spielt bei ihm keine Rolle, hat er doch sämtlichen Schulen in Großbritannien eine King-James-Bibel, die 1611 von James I. in Auftrag gegebene englische Übersetzung, zukommen lassen - mit einem von ihm selbst verfassten Vorwort. Die göttliche Eingebung kostete die Steuerzahler 375.000 Pfund. Für das royale Boot sollen sie aber nicht zur Kasse gebeten werden, Gove will den Kahn durch Spenden finanzieren. Die Firma Edexcel will ein paar Millionen lockermachen. Das Unternehmen schuldet Gove noch etwas, hat er sie doch mit Aufträgen des Bildungsministeriums überhäuft.

Früher besaß die Queen ein Boot. Die "Britannia" strömte die Atmosphäre eines kleinen Landhauses auf See aus, schwärmt die Daily Mail. Welches kleine Landhaus hat denn Platz für 217 Matrosen und 19 Offiziere? Am Abend, wenn sie nach getaner Arbeit auf das Schiff zurückkehrte, zog sie die Stiefel aus und tauschte Klatsch und Tratsch mit der Belegschaft aus, schreibt das Blatt. Doch Tony Blairs Labour-Regierung hat ihr zum Amtsantritt 1997 den Kahn weggenommen. Als sie sich von dem Schiff verabschiedete, bevor es als Touristenattraktion nach Edinburgh geschafft wurde, weinte Elisabeth, und Philip, ihr Gatte, bekam einen Wutanfall.

Heute bedauert Blair seine Entscheidung. Hätte er ein paar Jahre später darüber befinden müssen, hätte er der Königin das Boot gelassen, sagt er. Aber damals musste er pragmatisch handeln. Er meint damit, dass er zum Amtsantritt noch einen Funken Anstand besaß und sich an ein Wahlversprechen hielt. Ein paar Jahre später war ihm das Labour-Parteiprogramm schnuppe. Zur Jahrtausendwende wollte er sich sein eigenes Denkmal setzen - den "Millennium Dome", das gigantische Zelt an der Themse, das mehr als 800 Millionen Pfund gekostet hat. Davon hätte man der Queen zwölf Yachten kaufen können. Das Mahnmal der Blairschen Eitelkeit war nach einem Jahr pleite und musste schließen. Jahre später wurde es in eine Konzerthalle umgewandelt.

Falls für die neue Yacht nicht genügend Spenden zusammenkommen, gibt es eine Alternative: ein handbemaltes Modell der "Britannia" für 14,95 Pfund. Es ist sechs Zentimeter hoch und 17 Zentimeter lang. Die Queen könnte es mit in die Badewanne nehmen. Man bekommt eine Anleitung dazu, damit man weiß, wo die vielen Flaggen auf dem Schiff hingehören. Diese Anleitung bräuchte sie gar nicht: Sie würde die Fähnchen Blair wohl in den Hintern schieben.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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