Stammzellen : Heilmittel aus abgetriebenen Föten

Mit Stammzellen aus dem Gehirn von abgetriebenen Föten wollen britische Ärzte Schlaganfallpatienten helfen. Die Zellen werden den Patienten ins Hirn gespritzt.

Die fetalen Stammzellen wurden dem Schlaganfallpatienten direkt ins Hirn gespritzt. Bild: ap

LONDON/BERLIN dpa/taz | Britische Mediziner haben in Glasgow erstmals einem Schlaganfallpatienten fetale Stammzellen direkt ins Hirn gespritzt. Das Team um den Mediziner Keith Muir will den Mann nun zwei Jahre lang beobachten. Er sei inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen. Ob und was die Therapie nützt, ist allerdings noch unklar. Die Ärzte hoffen, dass die Stammzellen dem Hirn bei der Regeneration helfen.

In dieser Pilotstudie wollen die Forscher herausfinden, ob durch die Injektion von Stammzellen geschädigte Hirnareale behandelt werden können. Die Therapie soll insgesamt an bis zu zwölf weiteren Patienten erprobt werden, die einen sogenannten ischämischen Hirninfarkt erlitten haben. Dieser Infarkt ist die häufigste Form des Schlaganfalls, bei dem ein verschlossenes Blutgefäß verhindert, dass die Zellen mit Sauerstoff versorgt werden können. Je länger dieser Zustand anhält, desto mehr Nervenzellen können absterben.

"Abgestorbenes Hirngewebe mit Stammzellen zu ersetzen, ist eine vielversprechende Technik. Sie könnte dabei helfen, einige durch einen Schlaganfall entstandene Schäden rückgängig zu machen", sagte Sharlin Ahmed, der Forschungsbeauftragte der britischen Vereinigung zur Verhinderung von Schlaganfällen.

Das Verfahren ist jedoch umstritten: Für die Behandlung nutzen die Mediziner Zellen aus einem menschlichen Fötus, der laut der Zeitung Independent im Alter von zwölf Wochen im US-Bundesstaat Kalifornien abgetrieben worden war. Das für die Aufbereitung dieser Zellen zuständige Biotech-Unternehmen ReNeuron gibt an, alle nötigen Genehmigungen der Aufsichtsbehörden vorliegen zu haben.

Falls die Pilotstudie erfolgreich ist, könnten größere Versuchsreihen durchgeführt werden. Aber ob und wann die Behandlung mit fetalen Stammzellen Routine werden kann, ist noch nicht absehbar. Es gebe jedoch Anlass zu "vorsichtigem Optimismus", sagte der Genetiker Darren Griffin von der Universität von Kent.

An der Neurochirurgischen Universitätsklinik Freiburg wird dieses Verfahren schon seit längerem eingesetzt. Dort haben Ärzteteams unter der Leitung von Professor Guido Nikkhah schon zahlreiche Chorea-Huntington-Patienten mit fetalen Stammzellen behandelt. Die Zellen isolierten die Freiburger Ärzte aus dem Gehirn von abgetriebenen Feten. Nikkhah arbeitet schon seit Jahren mit fetalen Stammzellen. Mitte der 1990er Jahre sorgte Nikkhah an der Medizinischen Hochschule Hannover für Furore als er dort erstmals Parkinson-Patienten mit fetalen Stammzellen behandelt wollte.

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