Uran-Transport: Endlagerung in Sibirien leicht gemacht

Seit 2000 wurden rund 12.500 Tonnen des Gases Uranhexafluorid nach Russland geschickt. Die Internationale Konferenz in Dortmund weist auf die Gefahr der Transporte hin.

Unauffälliger Transport. Bild: dpa

DORTMUND taz Ein dunkler Schleier lässt selbst radioaktive Fracht harmlos aussehen. Verhüllte Züge verlassen alle paar Tage die Uran-Anreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau. Unauffällig, wären da nicht ein kleines Strahlungswarnschild und eine Protestgemeinde aus der Region, die auf die Gefahren der Transporte hinweist.

Urencos Kunden sitzen etwa in Schweden, Großbritannien und Japan, die das angereicherte Gas Uranhexafluorid (UF6) zu Brennstoff für Atomkraftwerke verarbeiten. Aber es regt sich globaler Widerstand: Zur internationalen Konferenz gegen Urantransporte, die am Wochenende in Dortmund stattfand, kam die 46-jährige Marina Rikhwanowa von der Organisation Ökologische Baikalwelle aus dem sibirischen Irkutsk angereist.

Der Konzern, an dem die deutschen Atomriesen Eon und RWE beteiligt sind, schickt mehrmals im Jahr auch abgereichertes UF6 aus seiner Anreicherungsanlage in Gronau nach Russland. Diese Form des Urans ist ein Abfallprodukt der Anreicherung. Bei der Produktion von 1 Tonne verwertbarem Uran entstehen 7 Tonnen abgereichertes Uran. Bis 2002 kamen die Lieferungen aus Europa unter anderem in Angarsk nahe dem Baikalsee an, wie die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke von Ende Mai offenbart. Angeblich soll das UF6 dort von einer russischen Firma neu angereichert werden, um es wieder nutzbar zu machen. "Stattdessen stehen die Container einfach herum", kritisiert Wladimir Sliwjak von der russischen Umweltschutzgruppe Ecodefense.

Uranhexafluorid ist hochgiftig, schon 70 Milligramm sind eine tödliche Dosis. Und gerade das Lagern im Freien, nach Angaben Urencos eine "weltweit übliche" Methode, ist gefährlich, da die Fässer nach und nach korrodieren. "Das abgereicherte UF6 wächst den Anreicherern wie Urenco langsam über den Kopf", erklärt Peter Diehl, Experte vom Informationsprojekt Wise Uranium. Die Verträge mit den russischen Firmen kosteten Urenco weniger, als das Uran selbst langfristig zu lagern, vermutet er. "Deutscher Atommüll wird so günstig endgelagert", empörten sich die UmweltschützerInnen in Dortmund. Dafür spricht zumindest, dass Urenco bisher mehr Uran nach Russland geschickt hat, als zurückkam. Aus der genannten Antwort der Bundesregierung geht hervor, dass seit 2000 rund 12.500 Tonnen abgereichertes UF6 zu drei Lagerstätten nach Russland geschickt wurden. Zurück kamen in der gleichen Zeit nur rund 1.200 Tonnen. MORITZ SCHRÖDER

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