Wärmepumpen: Ineffizient, aber öko per Gesetz

Laut Energiepaket, das die Bundesregierung am Mittwoch verabschiedet, sind elektrische Wärmepumpen ökologisch. Und das, obwohl ihre Klimabilanz negativ ist.

Hast er sich der Stromlobby gebeugt? Umweltminister Sigmar Gabriel Bild: ap

Die Stromlobby hat erfolgreich gewirkt: Nach dem Entwurf des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich, das am Mittwoch im Kabinett verabschiedet wird, werden auch ineffiziente Wärmepumpen künftig als Ökoenergie anerkannt.

Wärmepumpen funktionieren wie ein Kühlschrank: Unter Einsatz von Strom kühlen sie auf der einen Seite und heizen auf der anderen - beim Kühlschrank ist die warme Seite die Rückwand. Eine Wärmepumpe im Haus kühlt die Außenluft oder den Erdboden ab und erwärmt zugleich die Raumluft.

Nach Plänen des Bundesumweltministeriums (BMU) soll die Wärme aus elektrischen Wärmepumpen als erneuerbare Energie gelten, wenn aus 1 Kilowattstunde Strom 3,3 Kilowattstunden Wärme gewonnen werden. Dieses Verhältnis von Stromeinsatz und Wärmeausbeute wird als Arbeitszahl bezeichnet. Ursprünglich sollte im Gesetz eine Arbeitszahl von mindestens 4 stehen, erst dann nützt die Technik auch dem Klima. Doch eine Arbeitszahl von 4 wird in der Praxis kaum erreicht. Ein aktueller Feldtest zeigt das deutlich: Die Lokale-Agenda-21-Gruppe im badischen Lahr hat zusammen mit der Ortenauer Energieagentur 37 Wärmepumpen ein Jahr lang vermessen. Dabei zeigten sich erhebliche Unterschiede zwischen den Praxisdaten und den Zahlen aus der Werbung.

Am besten schnitten mit einer Arbeitszahl von 3,3 bis 3,4 noch Erdreich-Wärmepumpen mit Fußbodenheizung ab. Luft-Wärme-Pumpen mit Radiator-Heizkörpern kamen nur auf 2,3, Klein-Wärmepumpen für Brauchwasser sogar nur auf 1,9. Wer CO2 einsparen will, dürfe solche Wärmepumpen folglich "weder bewerben und empfehlen noch finanziell fördern", resümiert Gutachter Auer. Die Herabsetzung der Mindestarbeitszahl im Wärmegesetz mache eine ineffiziente Technik "rechnerisch salonfähig".

Trotz aller Kritik boomt derzeit die Wärmepumpe als scheinbar günstige Alternative zu Öl und Gas - denn Strom für Wärmepumpen wird aktuell zum Markteinführungspreis offeriert. Beispiel EnBW: Während normale Haushaltskunden 19,42 Cent pro Kilowattstunde bezahlen, kostet Wärmepumpenstrom tagsüber nur 14,89 Cent und nachts sogar nur 9,06 Cent.

Möglich ist das nur, weil die Versorger den Wärmepumpenstrom durch höhere Preise für alle anderen Kunden quersubventionen lassen.

Nach Ansicht von Uwe Leprich, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken, gibt es keinen sachlichen Grund für die Begünstigung der Wärmepumpe. Die Bundesnetzagentur, die die Netzentgelte überwacht, sieht sich gleichwohl nicht zuständig, die Quersubventionierung abzustellen.

Doch das muss nicht für alle Zeiten so bleiben. Professor Leprich warnt bereits: "Wenn irgendwann für Wärmepumpenstrom normale Netzentgelte bezahlt werden müssen, sind die Anlagen unwirtschaftlich."

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