Wenn die Heizung Strom erzeugt

Spanisches Unternehmen will 30.000 Stirling-Maschinen jährlich produzieren

FREIBURG taz ■ Die Unternehmensgruppe Mondragón im spanischen Baskenland wird in diesem Jahr die Großserienfertigung von stromerzeugenden Heizungen auf Basis der Stirling-Technik starten. Das erfuhr die taz vom Lizenzgeber, der neuseeländischen Firma Whispergen. Mit der effizienten Stirling-Technik wird beim Heizen Strom erzeugt; Kraftwerke könnten so überflüssig werden.

Im Frühjahr werde die Mondragón Corporación Cooperativa (MCC) mit einer ersten Vorserie beginnen, sagte Michael Colijn, Sprecher der Firma Whispergen. Ab Herbst werde MCC dann jährlich 30.000 Anlagen für den gesamten europäischen Markt produzieren können. MCC ist mit 84.000 Beschäftigten die weltgrößte genossenschaftlich organisierte Unternehmensgruppe; sie besteht aus mehr als 260 Firmen, die unter anderem in den Sektoren Maschinenbau, Automobilindustrie und Haushaltsgeräte tätig sind.

Wenn die Stirling-Technik sich breit durchsetzt, könnte sie die Struktur der Stromwirtschaft verändern. Denn die gasbetriebenen Maschinen von der Größe eines kleinen Kühlschranks liefern nicht nur die Wärme für ein typisches Einfamilienhaus, sondern erzeugen gleichzeitig noch etwa ein Kilowatt Strom, der ins Netz eingespeist werden kann. Sollte eines Tages nur jeder zehnte Haushalt in Deutschland eine solche stromerzeugende Heizung im Keller haben, verfügten diese Maschinen zusammen über eine Leistung, die drei großen Atomkraftwerken entspricht.

Damit kommt endlich eine Technik zu Ehren, die deutlich älter ist als die Verbrennungsmotoren der Herren Otto und Diesel. Bereits 1816 hatte der schottische Geistliche Robert Stirling diesen Motor patentieren lassen, der seine Energie ausschließlich in Form von Wärme bezieht – klassischerweise stammt diese aus einem Gasbrenner. Mit dieser Wärme beginnt er zu laufen: Eine im Aggregat eingeschlossene Masse komprimierten Gases – Helium oder Stickstoff zum Beispiel – wird erwärmt, dehnt sich folglich aus, wandert dann in einen kühleren Teil der Maschine, wo sie sich wieder zusammenzieht, um anschließend wieder zurück zum Startpunkt zu strömen. Dieses Wechselspiel treibt einen Kolben und damit einen Generator an. Die Abwärme bleibt gleichzeitig für Heizzwecke übrig – ein äußerst energieeffizientes Verfahren.

Der Entwickler Whispergen hat bisher einige hundert dieser Maschinen gefertigt. Auch in Deutschland laufen ein paar Dutzend davon. Die Mannheimer MVV Energie AG installierte im Oktober 2006 unter dem Motto „Heiz dir deinen Strom“ 20 Stirling-Maschinen zum Praxistest in den Kellern ihrer Kunden. Die ersten Ergebnisse seien „außerordentlich positiv“, heißt es. BERNWARD JANZING