Unfallserie der Chemiebranche setzt sich fort: Giftiger Großbrand

Nach einem Pipeline-Unfall in einer Chemiefabrik bei Köln kam es dort zu erhöhten Schadstoffwerten. Es ist der dritte Unfall in der Chemiebranche allein im März. Zufall?

Eine riesige Rauchwolke zog vom Chemiepark aus über Köln hinweg. Bild: dpa

KÖLN ap/taz Nach einem Großbrand in einem Chemiewerk bei Köln sind im Stadtteil Worringen leicht erhöhte Werte des hochgiftigen Stoffes Acrylnitril gemessen worden. Anwohner sollten vorsichtshalber die Fenster geschlossen halten und den Aufenthalt im Freien auf das Nötigste beschränken, sagte eine Sprecherin der Stadt am Dienstag. Die Feuerwehr hatte am Vorabend noch erklärt, dass keine Grenzwerte überschritten seien, und behaupte, Acrynitril verbrenne rückstandsfrei.

Im Chemiewerk Ineos, einer früheren Tochter von Bayer und BP, war am Montagnachmittag aus ungeklärter Ursache eine undichte Ethylen-Pipeline in Brand geraten. Durch eine 15 Meter hohe Stichflamme explodierte dabei ein Tank, der 3.000 Kubikmeter Acrylnitril enthielt. Dieses Gas reizt Haut, Schleimhäute und Augen. In höheren Konzentrationen kann es Nerven, Lungen und Verdauungsorgane schädigen und sogar tödlich wirken.

Rund 1.200 Einsatzkräfte der Feuerwehr waren bis in die frühen Morgenstunden damit beschäftigt, die Flammen unter Kontrolle zu bringen und mit einem Schaumteppich zu ersticken. Währenddessen waren die Autobahn 57 und eine benachbarte Bahnlinie gesperrt. Eine riesige Rauchwolke zog vom Chemiepark aus über Köln hinweg. Zwei Mitarbeiter eines nahe gelegenen Supermarkts, die wegen Reizungen von Haut und Atemwegen im Krankenhaus behandelt wurden, konnten nach Angaben des Unternehmens wieder nach Hause.

Kritiker der Chemiebranche verwiesen darauf, dass es in den letzten Wochen eine Reihe von Unfällen gegeben habe. Am 12. März trat im Wuppertaler Bayer-Werk Ammonium aus und verletzte 23 Menschen. Bereits eine Woche zuvor war es in Dormagen bei Ineos zu einem Feuer gekommen. Diese Unfallserie sei kein Zufall, sagte Philipp Mimkes von der "Coordination gegen Bayer-Gefahren". In jüngster Zeit würden Chemieunternehmen bei der Sicherheit sparen. Werks- und Berufsfeuerwehren würden zusammengelegt, und der steigende Einsatz von Leiharbeitern berge ein Risiko. Bei Ineos ermittelt inzwischen die Polizei.

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