Insidergeschäfte beim Luftfahrtkonzern: EADS zittert vor Pariser Börsenaufsicht

Weil EADS-Topmanager von den Pannen beim Airbus A380 profitierten, drohen nun saftige Strafen. Manager fürchten Auftragsverlust und Gefängnisstrafen.

Dem damaligen Ko-Chef von EADS, Noël Forgeard, kostete die A380-Krise den Job. Bild: dpa

PARIS taz Zwei geschlagene Jahre hat die französische Börsenaufsicht (AMF) gebraucht, um ein wenig Licht in das Dickicht um die Spekulationen von Topmanagern und Hauptaktionären des europäischen Luftfahrtkonzerns EADS zu bringen. Die Manager hatten kurz vor Bekanntwerden von Lieferverzögerungen beim europäischen Großflugzeug Airbus A380 massiv Aktien verkauft und millionenschwere Gewinne erzielt. Nachdem die Information im April 2006 öffentlich wurde, stürzten die Aktienwerte an einem einzigen Tag um 26 Prozent ab. Am Montag tagte die Spitze der Börsen-Gendarmen der AMF in Paris hinter verschlossenen Türen und unter großer Geheimhaltung. Theoretisch drohen den Spitzenmanagern Strafen, die bis hin zu Gefängnis reichen können. Die AMF stand während der Ermittlungen bis zuletzt unter massivem politischem Druck. Noch in der vergangenen Woche "mahnte" EADS-Chef Louis Gallois, der Konzern sei längst "transparent", und ließ durchblicken, dass schon das Durchsickern von einzelnen Informationen dem Konzern "schweren Schaden" eingebracht habe. Die Untersuchung gefährde auch den 50-Milliarden-Dollar schweren Auftrag für Tankflugzeuge, den EADS von der US-Luftwaffe erhalten habe.

Allein der damalige Ko-Chef von EADS, Noël Forgeard, hatte am 15. März 2006 162.000 EADS-Aktien abgestoßen und einen Gewinn von 2,5 Millionen Euro erzielt. Fünf Wochen später, am 25. April 2006, gab der Konzern bekannt, dass er seine Lieferverpflichtungen für das größte Passagierflugzeug A380 nicht einhalten könne. Die Bekanntgabe führte nicht nur zu dem Absturz des Aktienkurses, sondern auch zu der bislang schwersten Krise in dem europäischen Vorzeigekonzern. Die Konzernleitung nutzte sie für eine radikale Umstrukturierung. Als angeblich einzigen Ausweg aus der Krise stellte EADS wenige Monate später das Sanierungsprogramm "Power 8" vor. Dazu gehört die Streichung von 10.000 Arbeitsplätzen, der Verkauf mehrerer europäischer Fabriken und die Verlagerung eines Teils der Produktion in Billiglohnländer.

Wie hoch die spekulativen Gewinne der anderen Spitzenmanager und Aktionäre sind, gegen die die AMF ermittelt, ist nicht en détail bekannt. Unter ihnen befinden sich auf jeden Fall auch die beiden Hauptaktionäre, der französische Konzern Lagardère sowie der deutsche Daimler-Konzern. Zu den Beschuldigten zählt auch der deutsche Airbus-Chef Thomas Enders.

Während die Börsenaufsicht ermittelt und der Konzern seine Umstrukturierung gegen die Proteste der Gewerkschaften umsetzt, hat sich die Auftragslage von EADS verbessert. Erst letzte Woche kam ein Großauftrag für Tankflugzeuge aus Großbritannien. Die Aktienwerte von EADS sind weiter gesunken - auf 14,58 Euro pro Aktie am Montag dieser Woche. Doch die Konzernspitze hofft auf eine milde Strafe oder gar Straffreiheit für die Spitzenmanager. Und darauf, dass anschließend bei EADS sowohl die Aufträge als auch der Aktienkurs wieder in die Höhe gehen.

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