Spritspareffekt in Amerika: Spritschlucker weniger gefragt

Daimler hat sich nach Jahren entschlossen, den Smart Fortwo auch nach Amerika zu bringen. Doch die wirklich sparsamen Modelle gibt es nicht.

Eiförmig, zwei Sitze und ist in Deutschland und anderen europäischen Ländern seit Jahren bekannt: der Smart Fortwo. Bild: dpa

Wenn die Manager des Stuttgarter Daimler-Konzerns derzeit in die US-Presse schauen, haben sie wenig Spaß. Das Problem ist jedoch nicht die schmerzhafte Trennung vom amerikanischen Expartner Chrysler oder der Aktienkurs. Es ist eiförmig, hat zwei Sitze und ist in Deutschland und anderen europäischen Ländern seit Jahren bekannt: der Smart Fortwo. Das hippe Miniauto, das einem in Berlin, Hamburg oder München trotz einst schleppender Verkäufe inzwischen regelmäßig begegnet, wird seit Kurzem auch in die USA exportiert.

Das Problem: Das angebotene Modell, ein 3-Zylinder-Benziner mit Automatik, Kostenpunkt ab 14.300 Dollar, bekam auf dem neuen Markt haufenweise schlechte Kritiken. So erinnerte es die New York Times "an einen VW Käfer, wenn man an einem windigen Tag auf der oberen Fahrbahn der George-Washington-Brücke fährt". Peinlicher noch: Der Spritspareffekt ist im Vergleich zu anderen Kleinwagen gering. Zwar werden mit 33 Meilen pro Gallone die besten Werte eines Nicht-Hybrid-Fahrzeugs erreicht. Doch angesichts des geringen Gewichts sei dies "wenig beeindruckend". Deutlich größere Kleinwagen erreichten fast ähnlich gute Werte, bei denen man zudem viel mehr zuladen könne.

Ein Preis von bis zu 4 Dollar pro Gallone, was knapp 1,05 Dollar pro Liter entspricht, mag für den EU-Durchschnittsbürger wenig klingen, tritt aber inzwischen dem stärksten Pick-up-Truck-Macho mit Wucht zwischen die Beine. Deren "Gas Guzzler" - zu Deutsch: Benzinsäufer - kommen dank tonnenschwerem Gewicht locker auf 20 Liter und mehr pro 100 Kilometer.

Das führt zu Frust und erstaunlichen Reaktionen: Die Leute beerdigen den amerikanischen Traum vom Riesenfahrzeug. Laut aktuellen Marktdaten fiel der Verkauf der Sport Utility Vehicles in Ausführung "Full Size" im April um satte 32,3 Prozent, meldet der Boston Globe. Wer ein solches Fahrzeug erwirbt, erhalte außerdem mit über 4.000 Dollar den größten Durchschnittsrabatt, der derzeit angeboten werde. Gleichzeitig geht die Produktion in den großen Fabriken von GM, Ford und Toyota zurück, und die Gebrauchtpreise sinken. Mindestens 20 Prozent weniger zahlt man im Vergleich zum US-"Schwacke", dem Kelley Blue Book, derzeit, meldet die Marktforschungsfirma CNW. Der Verkauf neuer Kleinwagen wächst hingegen - im April allein um 18,6 Prozent, bei steigenden Gebrauchtpreisen.

Hybridfahrzeuge wie Toyotas Prius sind in den USA zudem längst nicht mehr nur ein trendiges Accessoire von Schauspielern. Die Wartelisten für solche Autos werden im ganzen Land immer länger. Das gilt auch für den Smart: Im Raum Boston warten die Kunden teilweise bis zu einem Jahr. Vielleicht spornt das Daimler ja an, bald seinen wirklich sparsamen Zweisitzer mit Dieselantrieb in die USA zu exportieren und den Amerikanern so zu zeigen, was europäische Spritgenügsamkeit wirklich bedeutet. Derzeit ist dessen Einführung dort nämlich nicht geplant.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.