Laster werden mehr

Verkehrsminister Tiefensee dämmt Lkw-Verkehr nicht ein: Stattdessen nimmt er bis 2025 um 80 Prozent zu

BERLIN taz ■ Führt der steigende Ölpreis zu weniger Verkehr? Belasten bald weniger Laster Straßen und Umwelt? Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) antwortet darauf mit Nein. Im Gegenteil: Tiefensee rechnet mit einer enormen Zunahme des Lkw-Verkehrs in Deutschland, bis 2025 soll er um bis zu 80 Prozent steigen. Diese Annahmen seien vorsichtig berechnet, so Tiefensee, steigende Energiepreise seien schon veranschlagt. „Ich halte an meiner Prognose fest“, sagte Tiefensee am Dienstag bei der Vorstellung seines „Masterplans Güterverkehr und Logistik“. Dieser soll am heutigen Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen werden.

Der Plan stellt strategisch die Weichen für die künftige Verkehrspolitik, und er listet Einzelmaßnahmen auf, mit denen der Lasterverkehr begrenzt werden soll. Dabei zeichnet sich ab: Die Lkws werden kaum aufgehalten. Bei der Veränderung der Verkehrsanteile von Straße, Schiene und Binnenwasserstraßen sei „jeder Prozentpunkt hart erkämpft“, so Tiefensee. Schwierig ist es nach Ansicht Tiefensees schon, zu verhindern, dass bei steigendem Verkehrsaufkommen die Straße weitere Marktanteile gewinnt. Derzeit werden in Deutschland 70 Prozent der Güter auf der Straße befördert, 18 Prozent auf der Schiene und zwölf Prozent auf Flüssen und Kanälen. Tiefensee will Engpässe bei der Bahn, etwa im Hafenhinterlandverkehr, beseitigen – und verspricht mehr Geld für Investitionen. Im Bereich Schiene und Wasser würden diese deutlich aufgestockt. Ab 2009 stünden für die gesamte Infrastruktur jährlich mehr als zehn Milliarden Euro zur Verfügung, eine Milliarde mehr als geplant.

Um den Lasterverkehr besser zu lenken, will Tiefensee ab 2010 eine strecken- und tageszeitbezogene Maut einführen. Das bedeutet: Lkw-Fahrten in Ballungsgebieten morgens zwischen 6 und 9 Uhr werden deutlich teurer als bisher. Insgesamt soll das Maut-Aufkommen dadurch aber nicht steigen. Tiefensee forderte die Wirtschaft auf, für flexible Rampenzeiten zu sorgen. Das heißt: Lkw-Lieferungen sollen nicht nur zu Stoßzeiten abgenommen werden, sondern etwa auch nachts. Das hat auch gesellschaftspolitische Auswirkungen: Um die vorhandenen Straßen besser zu nutzen, werden künftig mehr Menschen nachts arbeiten – etwa als Lkw- oder Gabelstaplerfahrer. RICHARD ROTHER