Porsche versus VW: Zuffenhausen schlägt zurück

Der Sportwagenbauer stockt seinen Anteil an Volkswagen auf gut 35 Prozent auf und übernimmt damit formal die Kontrolle. VW gilt nun als Porsche-Tochterunternehmen.

Bei Audi darf Porsche aber nicht hineinregieren. Bild: dpa

HANNOVER taz Genau fünf Tage nach der Niederlage von Porsche im Volkswagen-Aufsichtsrat hat der Sportwagenhersteller am Dienstag verkündet, nun bei VW die Macht übernommen zu haben: Man habe weitere 4,89 Prozent der Aktien erworben und damit eine Beteiligung von 35,14 Prozent an dem Wolfsburger Automobilunternehmen erreicht. Formal ist Europas größter Autobauer nun eine Tochter von Porsche. Zugleich ziehen Arbeitnehmervertreter von VW in Betriebs- und Aufsichtsrat der Porsche Holding ein. Für VW bedeutet das aber faktisch kaum eine Veränderung.

"Dieser Schritt sichert Porsche eine dauerhafte Mehrheit auf der VW-Hauptversammlung", heißt es in einer Erklärung des Zuffenhausener Unternehmens. Das Ziel bleibe weiterhin, "unseren Anteil an Volkswagen auf über 50 Prozent zu erhöhen". Legt man den derzeitigen Kurs der VW-Aktie zugrunde, hat Porsche rund 3 Milliarden Euro für die neuen Anteile zahlen müssen. Eine weitere Aufstockung auf 51 Prozent würde noch einmal gut 15 Milliarden Euro kosten. Die VW-Aktien haben in den vergangenen zwei Jahren ihren Wert von rund 50 auf 200 Euro vervierfacht. Wohl auch deswegen geht die Machtübernahme von Porsche bei VW in Wahrheit langsamer voran als angekündigt.

Am Rande der VW-Hauptversammlung im April hatte das Unternehmen erklärt, bis zu diesem Herbst bereits auf eine 51-Prozent-Mehrheit zu kommen. Davon ist es aber anscheinend noch weit entfernt.

Faktisch allerdings hatte Porsche bereits auf diesem letzten Aktionärstreffen mit damals 31 Prozent der Anteile die Mehrheit, da lediglich 57,8 Prozent der Stimmen präsent waren. Im VW-Aufsichtsrat dagegen hat Porsche nicht unbedingt das Sagen - das hat der vergangene Freitag gezeigt. Da hatte Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch für einen Antrag gestimmt, den die Arbeitnehmerbank vermutlich nicht ohne sein Zutun in das Gremium eingebracht hatte: Alle Kooperationen von Porsche mit dem VW-Tochterunternehmen Audi müssen künftig vom Aufsichtsrat genehmigt werden. Im Klartext heißt dies: Porsche darf bei Audi nicht hineinregieren und muss also die Oberklasse- und Sportwagen-Tochter von VW weiter als Konkurrentin akzeptieren.

Die von Porsche anschließend lancierte Meldung, man werde nun für eine Abwahl Piëchs aus dem VW-Aufsichtsrat sorgen, ist kaum mehr als eine leere Drohung: Dessen Amtszeit dauert noch bis 2012. Zu seiner Abwahl müsste Porsche auf einer VW-Hauptversammlung eine qualifizierte Mehrheit von mehr als 80 Prozent mobilisieren. Allein das Land Niedersachsen kann also mit seinen etwas mehr als 20 Prozent, mit denen es wegen des VW-Gesetzes bereits eine Sperrminorität hat, schon verhindern, dass der Aufsichtsratschef nach Hause geschickt wird. Und Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) stellte am Dienstag klar, dass das Land Piëch stützt. "Wir wollen, dass alle starken Persönlichkeiten an Bord bleiben, Wolfgang Porsche, Wendelin Wiedeking, Ferdinand Piëch", sagte Wulff in einer Landtagsdebatte zum VW-Gesetz.

Über eine Änderung des VW-Gesetzes soll am Freitag zunächst der Bundesrat entscheiden. Dieses Gesetz besteht aus zwei Punkten: Es soll festschreiben, dass bei Volkswagen statt der im Aktienrecht vorgesehenen 25 Prozent weiterhin 20 Prozent der Stimmen eine Sperrminorität bilden. Zudem verlangt es für Standortentscheidungen eine Zweidrittelmehrheit im Aufsichtsrat und räumt der Arbeitnehmerbank damit ein Vetorecht ein. Wenn Niedersachsen die Sperrminorität erhalten bleibt, kann das Land dafür sorgen, dass Wolfsburg Unternehmenssitz und Volkswagen eigenständig bleibt. Und es kann einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag zwischen Porsche und VW verhindern.

JÜRGEN VOGES

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