Äcker liefern Holz zum Heizen

In Deutschland gibt es immer mehr Plantagen für schnell wachsende Bäume, die alle drei bis fünf Jahre geerntet werden. Mit einem echten Wald haben solche Monokulturen aber nichts zu tun

Der anhaltend hohe Ölpreis führt in Deutschland zur Rückbesinnung auf alte Energieträger: Immer mehr Menschen heizen mit Holz – sei es als Scheite, Pellets oder Hackschnitzel. Am Donnerstag und Freitag veranstaltet der Bundesverband BioEnergie (BBE) in Augsburg seinen internationalen „Fachkongress Holzenergie“. Auf dem Kongress debattieren 250 Experten über Potenziale und Probleme des Energieträgers: Welche Förderungen bietet die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes der Branche; wie wirkt sich das neue Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz aus; und welche Emissionvorgaben für Feinstaub produzierende Holzheizungen werden in der Novellierung der Bundesimmissionsschutzverordnung gemacht? Zudem widmet sich der Kongress den Fragen, welche Holzressourcen grundsätzlich zur Verfügung stehen und welche Probleme die Konkurrenz zwischen stofflicher und energetischer Nutzung bringen kann. ROT

VON RICHARD ROTHER

Es ist kein richtiger Wald, und es ist kein richtiges Feld – sondern eine Kurzumtriebsplantage. So heißt im Fachjargon ein Acker, auf dem dicht an dicht schnell wachsende Bäume wie Weiden, Pappeln oder Robinien wachsen, die alle drei bis fünf Jahre geerntet werden. Dabei werden nur die Ruten abgeschnitten, die zu Holzhackschitzeln verarbeitet und verheizt werden können. Nach der Ernte treiben die im Boden verbleibenden Wurzeln erneut aus; 20 bis 30 Jahre kann so ein Feld bewirtschaftet werden und Holzenergie liefern.

„Bei den Holzplantagen befinden wir uns in Deutschland derzeit im Übergangsstadium vom Versuchsanbau zur Praxiseinführung“, bilanziert Martin Hofmann vom Zentrum HessenRohstoffe (Hero). Jährlich kämen hunderte Hektar neue Plantagenflächen hinzu. Diese würden zunehmend nicht nur von Forschungsinstituten betrieben, sondern auch von Landwirten, die sich so ein zusätzliches ökonomisches Standbein schaffen oder Holz für den Eigenbedarf produzieren – zum Beispiel zum Heizen von Ställen. Da die Nachfrage nach Holz steige und klassisches Waldholz immer wertvoller werde, sei die Holzplantage eine gute Möglichkeit, das Holzaufkommen zu ergänzen. Mit einem Hektar Plantage lasse sich etwa der jährliche Heizenergiebedarf von drei Einfamilienhäusern decken, das CO2-Vermeidungspotenzial sei enorm.

Mit einem herkömmlichen Wald hat eine solche Plantage allerdings nichts zu tun: Die Bäumchen stehen so eng, dass sie eine klare Sichtbarriere bilden – und zumindest für Menschen undurchdringlich sind. Wildtieren können sie Schutz bieten; Vögel, die Lichtungen oder Wiesen brauchen, fühlen sich hier hingegen nicht wohl.

„Wichtig ist, dass man solche Plantagen immer im Mosaik anlegt“, sagt Reinhild Benning, Agrarexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). So könne etwa Wild, das aus gerade abgeernteten Flächen flüchtet, in Gebieten Schutz suchen, in denen die Pflanzen einige Meter hoch stehen. „Aus energetischer Sicht sind solche Plantagen aber eine hervorragende Lösung“, sagt Benning. Zudem werde der Boden weniger verdichtet als in der konventionellen Landwirtschaft, da er jahrelang ruhen könne. Die herabfallenden Blätter sorgten außerdem für die Bildung von Humus.

Solche Plantagen müssen nicht per se die Landschaft verschandeln. So können große Ackerflächen, wie es sie in Ostdeutschland häufig gibt, durch 50 oder 100 Meter breite Streifen mit Energieholzplantagen durchaus aufgelockert werden – ein Windschutz für die Äcker. Zudem lassen sich Brachflächen oder Waldschneisen nutzen, die von Überland-Stromleitungen gezogen werden.

„Es geht nicht darum, Buchenwälder abzuholzen und Weiden zu pflanzen“, sagt Dieter Murach, Forstwissenschaftler der Fachhochschule Eberswalde in Brandenburg. Die Kurzumtriebsplantagen böten eine Möglichkeit, regenerativen Kohlenstoff auf bisher ungenutzten Flächen zu erzeugen. Weltweit gebe es ein Potenzial von 300 Millionen Hektar. Verglichen mit der herkömmlichen Landwirtschaft hätten die Plantagen deutliche Vorteile: längere Erhaltung von Biotopen, deutlich geringerer Einsatz von Düngemitteln und Herbiziden, eine bessere Energiebilanz.

Problematisch könnte allerdings der Wasserverbrauch der Plantagen sein, vor allem in den trockenen Regionen Ostdeutschlands. Die Plantagenbäume verdunsten mehr Wasser als etwa Feldpflanzen, die jährlich geerntet werden. Damit fehlt Feuchtigkeit für die Bildung von Grundwasser. Murach findet solche Einwände allerdings überbewertet.

Wann aber lohnen sich solche Plantagen wirtschaftlich? „Auf guten Standorten können die Landwirte damit richtig Geld verdienen“, sagt Hero-Experte Hofmann. 10 bis 12 Tonnen Trockenmasse pro Hektar und Jahr seien dort realistisch. Schon nach zehn Jahren hätten sich die Investitionen – etwa für das Kaufen und Pflanzen der Stecklinge – amortisiert.