Opec-Kartell dreht nur leicht am Ölhahn

Die Produktion in den Mitgliedstaaten soll um 1,5 Millionen Barrel gedrosselt werden. Der Preis sinkt dennoch weiter

WIEN dpa ■ Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) will den Preisrückgang beim Rohöl stoppen und fährt deshalb die Förderung weiter kräftig zurück. Ab 1. November werde der Ausstoß um 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag gedrosselt, teilte der algerische Ölminister und amtierende Opec-Präsident Chatib Khelil am Freitag nach einer Sondersitzung in Wien mit. Ungeachtet der Ankündigung sanken die Ölpreise aber deutlich weiter.

Der Preis für ein Barrel (159 Liter) war in den vergangenen Monaten von seinem historischen Höchststand von etwa 150 Dollar auf rund 60 Dollar gesunken. Die offizielle Förderquote für die Opec-Länder (ohne den Irak) lag zuletzt bei 28,8 Millionen Barrel täglich. Die größten Kürzungen ab November wird Saudi-Arabien mit einem Minus von 466.000 Barrel täglich vornehmen. Erst am 10. September hatte die Opec ihre Fördermenge um 500.000 Barrel pro Tag gekürzt. Dieser Schritt hatte den Preisverfall jedoch nicht gestoppt.

Nach einer der kürzesten Krisensitzungen seit der Gründung der Opec betonte Khelil vor Journalisten in der Wiener Opec-Zentrale, er gehe davon aus, dass die jetzt beschlossene Drosselung der Produktion das Wachstum der Weltwirtschaft nicht beeinflussen werde. „In den USA und Europa gibt es bereits kein Wachstum mehr“, betonte der Politiker. Khelil versicherte, die Opec habe bei ihrem Beschluss keine feste Preisvorstellung für das Barrel im Auge gehabt.

Opec-Generalsekretär Abdullah al-Badri bekräftigte in Wien, die gegenwärtige Finanzkrise habe „mit dem Ölpreis nichts zu tun“. Ein „vernünftiger“ Ölpreis schaffe keine Inflation. Opec-Analysten hatten zuvor einen Preis von 80 bis 100 US-Dollar pro Barrel als Ziel für das Kartell genannt. Sollte die am Freitag verordnete Kürzung den Preisverfall nicht stoppen, könnten sich die Ölminister bereits im November wieder treffen, um über weitere Maßnahmen zu beraten. Die nächste ordentliche Konferenz findet Mitte Dezember statt. Der Preis für Opec-Rohöl war vor der Krisensitzung der Opec-Ölminister in Wien weiter gefallen. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Freitag kostete ein Barrel am Donnerstag 60,27 Dollar. Das waren 55 Cent weniger als zur Wochenmitte. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent sank am Freitag ebenfalls kräftig um 4,12 Dollar auf 61,80 Dollar, die US-Sorte WTI kostete am Freitagnachmittag 63,43 Dollar, ein Minus von 4,41 Dollar.