Rote Zahlen bei YouTube & Co.

Mit Videoclips Geld zu verdienen, ist sogar für die Großen der Branche ein Problem

BERLIN taz ■ Es betrifft YouTube genauso wie MySpace oder kleinere Portale: Obwohl dort Monat für Monat Millionen von Clips abgerufen werden, verdienen die Betreiber immer noch keinen Cent daran. Deshalb suchen sie nach neuen Verdienstmöglichkeiten.

Kein großes Internetangebot kommt heutzutage noch ohne bewegte Bilder aus. Kostengünstig herzustellen sind sie allerdings nicht. Selbst wenn ein Neuigkeitenportal seine Clips verhältnismäßig billig bei Nachrichtenagenturen einkauft und kein eigenes Videoteam aufbaut, sind doch hohe Übertragungskosten an den Internetanbieter zu zahlen. Denn Filme fressen besonders viel teure Bandbreite.

In den USA prüfen mehrere große Anbieter nun, wie sie endlich ordentliche Werbeumsätze mit ihren Filmdiensten generieren können. Das soziale Netzwerk MySpace wählt dabei eine besonders interessante Strategie: Hier sollen auch Clips vermarktet werden, die von den Nutzern eigentlich urheberrechtswidrig eingestellt wurden, weil sie von professionellen Fernsehsendern oder Musikclip-Produzenten stammen. In Zusammenarbeit mit dem Musikkanal MTV und einer Spezialfirma, die eine Software entwickelt hat, mit der solche Clips ausfindig gemacht werden können, geht man auf die Jagd. Ist dann beispielsweise ein Ausschnitt aus der populären MTV-Soap „The Hills“ entdeckt, wird parallel dazu Werbung geschaltet. Ein Teil der Einnahmen geht automatisch an den Besitzer der Urheberrechte.

Bei YouTube plant man ein ähnliches Modell namens „Video ID“, das sich derzeit allerdings noch in der Anfangsphase befindet. Bis es so weit ist, setzt man auf ein anderes Modell zur schnellen Umsatzgenerierung: Mutterfirma Google will die zahllosen Besucher der größten Videoseite der Welt in eine Art kombiniertes E-Commerce-Angebot locken. So ist es seit kurzem möglich, parallel zu den Filmclips Merchandising-Angebote, Konzernkarten oder Musiktitel zu bewerben. Google bedient sich dabei einer simplen Abrechnungstechnik, dem sogenannten Affiliate-Marketing. Dabei erhält jeder, der Nutzer in den Online-Musikladen iTunes schickt, einen kleinen prozentualen Anteil vom Umsatz.

Zu den Ersten, die das neue Konzept nutzen, gehört die britische Comedy-Truppe Monty Python. Die stellt seit kurzem offiziell und kostenlos Clips aus ihrem reichhaltigen Repertoire ins Netz. „Im Gegenzug bitten wir euch, auf all die vielen Links zu klicken und alles zu kaufen, was es nur gibt“, sagte Python John Cleese dazu grinsend.

Für Google wird es Zeit, dass YouTube Geld verdient. 1,65 Milliarden US-Dollar ließ sich der Konzern den Aufkauf im Herbst 2006 kosten. Seither rechnet er sich den Dienst schön, indem er die Nutzer als Geldbringer kalkuliert, die über YouTube auf die eigene Suchmaschine gelangen. So werden bezahlte Werbeklicks, die von diesen stammen, YouTube zugeschlagen.

„Damit können wir durchaus leben“, erklärt Firmenboss Eric Schmidt. Sein Traum sind aber Reklamebotschaften, die „für den Kunden und nicht nur für den Werbetreibenden“ wertvoll seien. Das heißt vor allem, dass YouTube noch kommerzieller werden dürfte als bisher. Bis die Kasse stimmt. BEN SCHWAN