Commerzbank sucht Alternative: Eigene Abteilung für faule Kredite

Die Commerzbank sucht eine hausinterne Alternative zur Bad Bank. Sie fasst ihre toxischen und andere "nichtstrategische" Wertpapiere in einer Spezialabteilung zusammen.

Wunsch und Realität klaffen bei der Commerzbank gerade weit auseinander. Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN afp Im Kampf gegen die Finanzkrise verkauft die Commerzbank riskikoreiche Wertpapiere über eine eigene Spezialabteilung. Aufgabe der sogenannten Restrukturierungseinheit sei es, Wertpapiere zu veräußern, die nicht von strategischer Bedeutung sind, sagte eine Sprecherin am Freitag. Die Abteilung erledige ähnliche Aufgaben wie eine Bad Bank, sei aber nicht grundsätzlich damit vergleichbar.

In Deutschland wird seit Wochen über die Einrichtung sogenannter Bad Banks diskutiert, an die Banken faule US-Hypothekenpapiere abgeben können. In der Finanzbranche werden die Papiere auch als "Giftmüll" bezeichnet, weil sie im Zuge der Finanzkrise so gut wie unverkäuflich sind.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte eine zentrale staatliche Bad Bank jedoch abgelehnt, das Modell scheint deshalb vom Tisch. Diskutiert wird derzeit vor allem, ob betroffene Banken nicht je nach Bedarf ihre eigene Bad Bank gründen können, um ihre Bilanzen von den Wertpapieren zu befreien.

Die Commerzbank ist von der Finanzkrise besonders stark betroffen. Sie war eine der ersten Banken, die sich Geld aus dem Bankenrettungsfonds der Bundesregierung besorgten - 8,2 Milliarden Euro im vergangenen und noch einmal 10 Milliarden in diesem Jahr.

Der Unterschied der Spezialabteilung der Commerzbank zu einer Bad Bank im eigentlichen Sinne sei, dass die Abteilung nicht außerhalb der Bilanzen des Instituts arbeite, sagte die Commerzbank-Sprecherin. Mit einem ganz ähnlichen Modell hatte die Allianz vor ein paar Jahren erfolgreich versucht, die Verluste der Dresdner Bank zu begrenzen. Nach der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank soll deren neue Spezialabteilung nun auch Risikowertpapiere aus dem Portefolio der Dresdner Bank verkaufen.

Dazu passt es, dass der frühere Dresdner-Bank-Manager und Restrukturierungsexperte Vijay Radhakishun zum Leiter der Spezialabteilung berufen worden ist, wie eine Commerzbank-Sprecherin bestätigte. Angesiedelt ist die neue Einheit direkt unter dem Vorstand.

Commerzbank-Chef Martin Blessing hatte erst kürzlich auf einer Veranstaltung in Frankfurt gesagt, er halte nichts von einer zentralen Bad Bank. Lösungen müssten eher institutsspezifisch sein.

In der Finanzkrise sorgen seit Sommer 2007 risikoreiche US-Hypothekenkredite immer wieder aufs Neue für massive Verlust bei Banken rund um den Globus. Die Institute müssen den Wert der Papiere wegen des beispiellosen Preisverfalls in ihren Quartalsbilanzen immer wieder nach unten korrigieren. Die Bilanzregeln schreiben in aller Regel vor, die Papiere nach ihrem aktuellen Zeitwert in den Bilanzen aufzuführen. Bad Banks laufen jedoch außerhalb der Bilanz.

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