Massive Belastung mit Schwermetallen: Müllskandal in Sachsen

Giftige Schwermetalle finden sich in der Umgebung einer Anlage, die Abfall für Deponien aufbereitet. Während die Deutsche Umwelthilfe recherchiert, mauern die Behörden.

Schöne Silvestertradition, im Boden ist Blei jedoch krebserregend. Bild: dpa

DRESDEN taz Bodenanalysen im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in der Umgebung einer Abfallbehandlungsanlage im nordsächsischen Pohritzsch haben eine massive Belastung mit Schwermetallen ergeben. Im Umfeld der Anlage, in der Müll so aufbereitet wird, dass er in Deponien gelagert werden kann, wurde der Grenzwert für Cadmium um das Elffache, der für Blei um das Sechsfache überschritten. Der Umweltverband forderte daraufhin die Schließung der Anlage. "Bei diesen hohen Werten der krebserregenden Schwermetalle können Gesundheitsgefahren für die Anwohner nicht ausgeschlossen werden", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

In der sogenannten Immobilisierungsanlage der Firma S. D. R. Biotec am Ortsrand inmitten einer Obstplantage werden gefährliche Rückstände aus Müllverbrennungsanlagen und andere schwermetallhaltige Abfälle behandelt. Von den 180.000 Tonnen Abfall im Jahr 2007 wurde der größte Teil anschließend auf Deponien verbracht. Seit Jahren klagen Anwohner über die hohe Staubbelastung.

Der Bürgerverein Sauberes Delitzscher Land wandte sich gegen einen weiteren Ausbau der Anlage und beklagte fehlende Transparenz bei der Abnahme und der Deponierung der Abfälle.

Nach wiederholten Mahnungen der DUH begann das Regierungspräsidium Leipzig im September 2008 zwar mit Messungen der Staubbelastung. Nach Angaben des sächsischen Umweltministeriums wurden diese Messungen "aufgrund erster Zwischenwerte" inzwischen bis September dieses Jahres verlängert. Der Forderung nach Entnahme von Bodenproben kam die Mittelbehörde jedoch nicht nach, sodass die Umwelthilfe selbst aktiv wurde. DUH-Geschäftsführer Resch bezeichnete die Überwachung der Anlage als "geradezu fahrlässig".

Demgegenüber behauptete das Regierungspräsidium stets, die Anlage werde "regelmäßig überwacht". Auch der grüne Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi erhielt auf eine entsprechende Anfrage im Dresdner Landtag eine solche Antwort. Der damalige Umweltminister Roland Wöller (CDU) erklärte, Anwohnerproteste lägen nicht vor und das zuständige Regierungspräsidium habe keinerlei Beanstandungen festgestellt.

Auch jetzt weist Stefan Barton, Sprecher der heutigen Landesdirektion, alle Vorwürfe zurück. "Es ist ungeheuerlich, dass uns unterstellt wird, wir würden leichtfertig mit der Gesundheit der dort lebenden Menschen umgehen", sagte er. Möglicherweise könnten die Belastungen auch einen "historischen Hintergrund" haben und nicht im Zusammenhang mit der Anlage stehen. Das sächsische Umweltministerium äußerte sich ähnlich. Der Grüne Lichdi kommentierte hingegen: "Es ist unfassbar, dass Umweltverbände und Bürgerinitiativen immer erst Labore und Detektive engagieren müssen, damit die sächsischen Behörden überhaupt tätig werden."

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