Weniger Störche, weniger Kinder

betr.: „Amoklauf mit der Waffe des Vaters“, taz vom 12. 3. 09

Ihr Autor Christian Füller unterliegt bei seinem Plädoyer gegen Ballerspiele einem bekannten Trugschluss, den man „cum hoc ergo propter hoc“ („damit zusammen, also deswegen“) nennt: Ähnlich wie beim berühmten „statistischen Beweis“, dass das Verschwinden der Störche einen Rückgang der Geburtenrate verursacht habe, wird ein Phänomen, das gleichzeitig mit einem anderen auftritt, für dessen Ursache gehalten. So hält Füller Ego-Shooter für ein „notwendiges Ingrediens“ eines Amoklaufs. Wie ist dann der von Lothar Adler erwähnte Amoklauf von 1913 zu erklären? In Wirklichkeit ist es wohl eher so: Ein Amokläufer findet Waffen toll. Wer in der heutigen Zeit Waffen toll findet, spielt auf seinem Computer Ballerspiele. Er braucht sie aber nicht, um Amok zu laufen. Wer weiß, vielleicht hat sich der ein oder andere ja sogar an Ego-Shootern so abreagiert, dass er anschließend nicht real Amok zu laufen brauchte? Das würde jedenfalls den von Adler beobachteten Rückgang der Amokläufe in den letzten Jahren erklären. DANIEL BUNČIĆ, Tübingen