Fahrräder vom Arbeitgeber

VERKEHR Ein Unternehmen aus der Nähe von Freiburg will dem Leasing von Diensträdern zum Durchbruch verhelfen. Maximale Monatsrate: 44 Euro

FREIBURG taz | In Gundelfingen bei Freiburg hat sich ein Leasing-Unternehmen für Fahrräder gegründet. „Beim Auto ist das Leasing stark verbreitet, warum sollte das nicht auch beim Fahrrad funktionieren“, sagt Ulrich Prediger, Geschäftsführer der jungen Firma Leaserad GmbH. Er rechnet vor: Alleine die Post nutze 17.000 Dienstfahrräder, bei der Firma BASF seien 14.000 Velos auf dem Werksgelände im Einsatz. Insgesamt nutzten Firmen in Deutschland 100.000 Dienstfahrräder. „Wir halten es für vorstellbar, dass in fünf Jahren 20.000 Fahrräder geleast werden“, sagt Prediger.

Der gelernte Feinmechaniker und studierte Physiker und Ökonom hatte viele Jahre einen Job in der Medizintechnik – mit Dienstwagen. Erschien er trotzdem mit dem Fahrrad zur Arbeit, sorgte das bei Kollegen für Erstaunen. Er fand, dass es möglich sein müsse, im gleichen Stil wie Dienstautos auch Dienstfahrräder zu leasen. Im März 2008 hängte Prediger, der einst im Fahrradland Holland studierte, seinen Job an den Nagel. Er gab seinen Dienstwagen ab und startete in die Selbstständigkeit. Zu seinen ersten Kunden gehört die Druckerei Lokay aus Reinheim bei Darmstadt. Die Firma stellt inzwischen jedem Mitarbeiter auf Wunsch kostenlos ein hochwertiges Fahrrad zur Verfügung. Im Gegenzug verpflichten sich die Mitarbeiter, mit dem Rad zur Arbeit zu kommen. Neben dem Klimaschutz war für die Druckerei das Training ein Argument – denn es kommt der Gesundheit der Mitarbeiter zugute. Zudem spart jeder Mitarbeiter, der keinen Pkw-Parkplatz vor dem Firmengebäude beansprucht, dem Unternehmen Geld. Parkplätze sind teuer, allein schon des Platzbedarfs wegen. 13 Fahrräder habe die Druckerei derzeit geleast, sagt Prediger, insgesamt habe sein Unternehmen bereits 50 Räder im Markt.

Das Prinzip ist einfach: Für üblicherweise drei Jahre schließen die Firmen einen Leasingvertrag ab. Dafür bekommen sie ein Fahrrad nach Wunsch im individuellen Design. Die Leasinggebühr umfasst die komplette Wartung inklusive neuer Reifen bei Bedarf. Örtliche Fahrradhändler, zum Teil auch ein mobiler Reparturservice, führen die Arbeiten vor Ort im Auftrag der Leaserad GmbH aus.

Die monatliche Leasingrate hängt vom Fahrradtyp ab, doch sie liegt grundsätzlich unter 44 Euro. Dieser Betrag sei steuerlich relevant, erklärt Prediger: „Bleibt man unter diesem Limit, müssen die Mitarbeiter das Rad, das ihnen kostenlos überlassen wird, nicht versteuern“. Doch nicht nur für Fuhrparks von Firmen will das Unternehmen die Leasingräder anbieten, sondern auch privaten Fahrradfreunden.

Die Konkurrenz schläft nicht. Als erster Fahrradhersteller hat auch die Darmstädter Firma Riese und Müller gerade ein Leasingangebot gestartet, exklusiv für gewerbliche Kunden. Doch der Markt ist groß genug für mehrere Anbieter, ist Pionier Prediger überzeugt. 3.000 Leasingfahrräder brauche er, um profitabel zu arbeiten – wenig, im Vergleich zu den 4,5 Millionen Fahrrädern, die jährlich in Deutschland verkauft werden.

BERNWARD JANZING