Weltweit ohne Chemiekeule gegen die Malaria

GESUNDHEIT Das Pestizid-Aktions Netzwerk fordert, auf DDT in der Malariabekämpfung zu verzichten

BERLIN taz | Lange Zeit galt das Insektizid DDT als Wundermittel im Kampf gegen die Anopheles-Mücke, die Malaria überträgt. Doch DDT hat schwere Nebenwirkungen. „Es reichert sich in der Muttermilch an, kann zur Verweiblichung männlicher Embryonen führen und steht im Verdacht, Krebs auszulösen“, so Carina Weber vom Pestizid-Aktions Netzwerk (PAN).

Zum Weltmalariatag am heutigen Samstag fordert das Netzwerk deshalb, den Einsatz von DDT gegen Malaria endgültig zu beenden. Das Mittel steht zwar auf der Liste der Stockholmer Konvention über persistente, also langlebige, organische Schadstoffe, soll deshalb weltweit beseitigt werden. Doch für seinen Einsatz zur Malariabekämpfung erlaubt die 2004 in Kraft getretene Konvention – unterzeichnet von 163 Staaten – Ausnahmen. So nutzen laut PAN derzeit 19 Länder DDT oder ziehen den Einsatz in Betracht, darunter Äthiopien, Südafrika und Indien. „Es klafft eine riesige Lücke zwischen den Anforderungen der Stockholmer Konvention und der Realität“, so Weber.

Dabei gibt es längst Alternativen zur Bekämpfung der Malaria, die jedes Jahr eine Million Menschenleben fordert. Mexiko hat vorgemacht, wie es gehen kann. Weil das Land auf konsequente Hygienemaßnahmen, Kampagnen zur Aufklärung, Umweltmanagement und imprägnierte Bettnetze gesetzt hat, gilt es heute als malariafrei. Zum Umweltmanagement zählt unter anderem, die Anzahl der offenen Wasserstellen wie etwa Pfützen oder nicht abgedeckte Wassertanks zu beseitigen und so die Brutflächen für die Anopheles-Mücke zu verringern. Positiver Nebeneffekt: Dadurch kann auch dem Ausbruch anderer Krankheiten wie Durchfall und Dengue vorgebeugt werden.

PAN fordert von der Bundesregierung mehr Engagement bei der DDT-Eliminierung. In Deutschland ist DDT seit 1977 verboten. Der „Globale Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria“ – von Deutschland mitfinanziert – orientiert sich hingegen an den DDT-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die DDT zwar kritisch, aber bis heute dennoch als „sehr effektives Mittel“ gegen Malaria sieht. „Keine deutschen Steuergelder für Malaria-Programme mit DDT-Verwendung“, lautet daher die Forderung von PAN.

EVA VÖLPEL