Neue Gefahr in der Asse

ATOMMÜLLLAGER In einer Kammer drohen Gesteinsbrocken von der Decke abzufallen

GÖTTINGEN taz | Über einen Mangel an Themen und Problemen wird sich der künftige Asse-Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtags kaum beklagen können. Am Mittwoch gab es eine neue Hiobsbotschaft aus dem vom Einstürzen und Volllaufen bedrohten Bergwerk: In einer Einlagerungskammer in 725 Metern Tiefe drohen größere Gesteinsbrocken auf offen liegende Fässer mit schwach radioaktiven Abfällen zu stürzen. Unmittelbar über den Fässern beginnen sich bereits Teile der Decke abzulösen, sagte Florian Emrich, Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS).

Sollte es zu einem sogenannten Löserfall kommen, können nach BfS-Angaben die Fässer mit Atommüll beschädigt werden. Aufgewirbelter Salzstaub und radioaktive Partikel könnten dann in die Grubenluft und andere Bereiche des Bergwerks gelangen. Eine Gefährdung der Umgebung des Atommülllagers bestehe aber nicht, erklärte Emrich. In der betroffenen Kammer 7 lagern insgesamt etwa 8.500 Fässer mit radioaktiven Abfällen. Der Hohlraum wurde bislang nicht vollständig mit Salzstaub verfüllt. Deshalb sind nur einige Fässer von einer Salzschicht ummantelt, andere ragen ganz oder teilweise aus dem Salzbett heraus – sie wären einem herabstürzenden Gesteinsbrocken schutzlos ausgesetzt. Um eine Zerstörung der Fässer zu verhindern, will das BfS die offen liegenden Tonnen unverzüglich mit Salzgrus überdecken. Darüber hinaus soll die „schalige Ablösung“ an der Decke entfernt werden. REIMAR PAUL