Die nächste Blase entsteht beim Gold

SPEKULANTEN Der Preis des Edelmetalls steigt und steigt, der Verkauf an Juweliere und Industrie aber nicht

BERLIN taz | In den ersten drei Monaten dieses Jahres hat die Nachfrage nach Gold weltweit ein neues Rekordhoch erreicht: 1.016 Tonnen, 38 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das meldet der Weltgoldrat, eine Organisation der großen Minenkonzerne. Derzeit kostet die Feinunze Gold gut 900 US-Dollar. Damit entsprechen die 1.016 Tonnen einem Wert von etwa 30 Milliarden Dollar oder 22 Milliarden Euro. Das sind nur die Bestellungen aus drei Monaten, wohlgemerkt.

Seltsam nur, dass der Juwelenkauf als früherer Motor für den Goldverbrauch um 24 Prozent gefallen ist, so der Goldrat. Auch die Nachfrage nach Industriegold etwa für elektronische Bauteile in Handys oder Laptops ging angesichts der Krise im Vergleich zum Vorjahresquartal um 31 Prozent zurück. Allein Chinas Verbraucher widerstanden dem Trend, sie kauften etwa 3 Prozent mehr Gold – ein Zeichen dafür, dass die dortige Wirtschaft zumindest nicht schrumpft, vermutet der Rat. Im bisherigen Goldverbraucherland Nummer eins, Indien, hingegen fiel die verkaufte Menge um 83 Prozent.

Wo aber kommt dann die Nachfrage her? Von Investoren, früher auch Spekulanten genannt. Sie orderten 248 Prozent mehr Gold als ein Jahr zuvor. Mit 596 Tonnen bestellten sie erstmals mehr als Industrie und Juweliere zusammen. In Münzen und Barren wurden davon 131 Tonnen ausgegeben, vor allem über Deutschland, die Schweiz und die USA. Direkt an Rohstoff- und Währungsfonds gingen 465 Tonnen, 5-mal so viel wie ein Jahr zuvor.

Investoren wollen mit dem vielen Gold ihr Vermögen absichern, konstatiert das World Gold Council. Das dürfte schwierig werden: Dass dabei eine neue Blase mit Hochdruck aufgepumpt wird, ist angesichts des schwindenden Anteils des tatsächlichen Verbrauchs an der bestellten Gesamtmenge ziemlich sicher. REINER METZGER