Plus bei Aufträgen: Industrie hat wieder mehr zu tun

Die ersten Fundamentaldaten zeigen wieder ins Plus: Die Unternehmen in Deutschland produzieren wieder mehr. Das Ende der Krise ist das aber nicht.

Die Räder drehen sich wieder schneller: Herstellung von Solartechnologie. Bild: dpa

BERLIN tazDie Unternehmen in Deutschland produzieren wieder mehr. Preis- und saisonbereinigt steigerten sie ihren Output im Mai um 3,7 Prozent. Das meldete das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch, nachdem es am Vortag schon ein Auftragsplus von 4,4 Prozent präsentiert hatte. Heißt das, dass der Tiefpunkt der Krise vorbei ist und es wieder aufwärtsgeht?

Dass sich diese Frage so einfach nicht beantworten lässt, konnte jeder sehen, der am Mittwoch die Konjunkturmeldungen verfolgte. Parallel zum Produktionsplus meldete das Statistische Bundesamt, dass die Zahl der Firmenpleiten im April weiter zugenommen hat. 2.980 Unternehmen gingen in die Insolvenz, 3,6 Prozent mehr als im März. Insgesamt wurden damit in den ersten vier Monaten des Jahres 10.691 Firmen zahlungsunfähig.

So lohnt ein genauerer Blick auf die neuen Zahlen. Immerhin sind Produktion und Aufträge harte Indikatoren im Vergleich zu Konsum- oder Geschäftsklimaindex, die lediglich Erwartungen abfragen. Die Auftragseingänge stiegen im Mai schon zum dritten Mal in Folge. Das gilt unter Ökonomen als mögliches Anzeichen für eine Trendwende. Die Produktion hängt noch hinterher, sie kletterte zum ersten Mal seit Oktober. Zudem gibt es eine tiefe Kluft zwischen Industrieunternehmen und dem Bauhauptgewerbe. Während die Produktion in der Industrie um 5,1 Prozent zulegte, sank sie im Bauhauptgewerbe um 3,2 Prozent. Analyst Gerd Hassel von der BHF-Bank erklärte das hohe Gesamtplus vor allem mit der Abwrackprämie, weswegen es sich auch um "ein Strohfeuer" handele - die Bundesregierung wird diese Subventionierung der Autoindustrie nicht verlängern.

Dass die Zunahme von Produktion und Aufträgen ohnehin noch keine Rückkehr zur Normalität bedeuten, zeigt der Vergleich mit dem Vorjahr. Gegenüber Mai 2008 stellten die Unternehmen gut ein Fünftel weniger Güter her, die Order liegen um fast ein Drittel niedriger.

Hinzu kommt: Bislang stützt der Konsum die Konjunktur. Noch haben die Verbraucher Geld, denn der Arbeitsmarkt hinkt der Krise ein halbes Jahr hinterher. So warnt die Hamburger Handwerkskammer ihre Mitglieder: "Spätestens im Herbst könnten die Investitionskürzungen in der Industrie und die steigende Arbeitslosigkeit bei den Privathaushalten auch bei den Handwerksbetrieben zu größeren Auftragseinbußen führen."

Auch Analysten wie Timo Klein von Global Insight sehen deshalb "keinen Grund zur Euphorie: Das Niveau der Produktion von August 2008 werden wir wohl nicht vor Ende 2010 oder erst 2011 erreichen."

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