Betriebsgenehmigung und Stromverträge entziehen

KRÜMMEL Umweltverbände fordern sofortige Stilllegung alter AKWs und rufen zum Anbieterwechsel auf

BERLIN edp/dpa/taz | Nach dem Störfall im Atomkraftwerk Krümmel hat sich der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gegen jede weitere Verzögerung beim Atomausstieg ausgesprochen. Die acht ältesten und gefährlichsten Atomkraftwerke müssten sofort stillgelegt werden, erklärte der BUND am Mittwoch in Berlin. Dies sei nach Paragraf 17 des Atomgesetzes durch Widerruf der Betriebsgenehmigung seitens der zuständigen Behörden möglich.

Die Strommengen der älteren Atomkraftwerke, wie von SPD und Grünen gefordert, auf jüngere zu übertragen, lehnte der BUND ab. Dies würde den Atomausstieg um Jahre hinauszögern. „Nach Widerruf der Betriebsgenehmigungen gibt es keinen Grund mehr, etwaige Restlaufzeiten auf neuere Kraftwerke zu übertragen“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Er forderte die Atomaufsichtsbehörden der Länder auf, die Betriebsgenehmigungen für Krümmel, Brunsbüttel, Biblis A und B, Neckarwestheim 1, Isar 1, Unterweser und Philippsburg 1 sofort zu widerrufen.

Unterdessen blockierten Mitglieder der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Mittwoch erneut das Zufahrtstor zum Kernkraftwerk Krümmel. Sie fordern von Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), Vattenfall die Betriebserlaubnis für Krümmel zu entziehen und den Reaktor stillzulegen. Zuverlässigkeit zähle im Atomgesetz zu den wichtigsten Zulassungsvoraussetzungen, hieß es.

Doch nicht nur Behörden, sondern auch Verbraucher können aktiv werden: Das Aktionsbündnis „Atomausstieg selber machen“ ruft alle Vattenfall-Kunden auf, ihre Verträge mit dem Konzern zu kündigen und zu einem Ökostrom-Anbieter zu wechseln. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast und SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber riefen ebenfalls zum Stromwechsel auf.