Chaos-Tage bei der Bahn

SICHERHEIT Berliner S-Bahn stellt Innenstadtverkehr ein. Amt verfügt Sonderkontrolle aller Güterzüge

BERLIN taz | Die Sicherheitsprobleme deutscher Bahnunternehmen weiten sich massiv aus. Am Donnerstag gab die Berliner S-Bahn, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG, bekannt, ab Montag den Verkehr auf der zentralen Bahnachse der Hauptstadt komplett einzustellen. Ursache sind zusätzliche Sicherheitsüberprüfungen, die das Eisenbahnbundesamt nach einem Unfall im Mai jetzt verfügt hat. Daher stehen der S-Bahn nur noch ein Drittel ihrer Züge zur Verfügung. Bereits seit mehr als zwei Wochen bietet die S-Bahn nur noch einen stark eingeschränkten Service an, dieser soll nun weiter verkürzt werden. Ursache für die Probleme sei der Privatisierungskurs der Bahn, der in den vergangenen Jahren zu massiven Rationalisierungen bei der S-Bahn geführt habe, heißt es in Berlin. Nun fehlten Ersatzzüge sowie Personal und Werkstätten, um die Probleme schnell zu beheben, die durch mangelhafte Fahrzeuge der Industrie hervorgerufen wurden.

Ungemach droht aber nicht nur den Berliner S-Bahn-Kunden, sondern auch denen der deutschen Güterbahnen. Das Eisenbahnbundesamt kündigte jetzt auf seiner Internetseite eine „aufsichtliche Maßnahme zur Gewährleistung der Sicherheit“ an. Demnach müssen „sämtliche in Güterwagen eingesetzte Radsatzwelle innerhalb einer die Sicherheit wahrenden Frist“ überprüft werden. Betroffen sind alle mehr als 100.000 Güterwagen in Deutschland. Ursache für das harte Durchgreifen des Aufsichtsamtes: Ende Juni war im italienischen Viareggio ein Zug mit Flüssiggaswagen wegen des Bruchs einer Radsatzwelle entgleist. Daraufhin explodierte das Gas, und 22 Menschen mussten sterben. ROT