Volkswagen-Belegschaft feiert ihren Sieg

FUSION Zusammen mit Porsche will VW der größte Autokonzern der Welt werden. Neben den Familien Porsche und Piëch werden das Land Niedersachsen und der Wüstenstaat Katar Großaktionäre

WOLFSBURG taz | Ihren Triumph über Porsche haben am Freitag 20.000 VW-Beschäftigte auf einer Betriebsversammlung gefeiert. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh bezeichnete die tags zuvor abgeschlossene Grundlagenvereinbarung zwischen VW und Porsche als einen „Sieg auf ganzer Linie“.

Mit dem Kampf für das VW-Gesetz und um die Mitbestimmung hätten die Beschäftigten „dafür gesorgt, dass Volkswagen Volkswagen bleibt“. Osterloh hob hervor, dass die Vereinbarung die besonderen Rechte der Arbeitnehmer und auch des Landes Niedersachsen bei VW sichert. So soll auch in der Satzung des neuen Unternehmens eine Sperrminorität von 20 Prozent festgelegt werden, die dem Land Niedersachsen bei wichtigen Entscheidungen ein Vetorecht sichert. Zudem behält es zwei Sitze im VW-Aufsichtsrat. Die Regel, dass in dem Gremium Standortentscheidungen nur mit Zweidrittelmehrheit und damit nicht gegen die Arbeitnehmer gefällt werden dürfen, soll nach der Fusion weitergelten. Osterloh kündigte an, dass es eine Beteiligung der Mitarbeiter zwischen 1 und 5 Prozent an dem neuen Unternehmen geben werde. Einzelheiten müssen in den kommenden Wochen verhandelt werden. Gedacht ist an eine Stiftung, die die Dividenden aus den Mitarbeiteraktien für soziale Zwecke verwendet.

VW-Chef Martin Winterkorn sagte dem neuen Konzern am Freitag eine große Zukunft voraus. Aus VW und Porsche werde „ein weltweit einzigartiger Autokonzern entstehen, der das Zeug hat, die Nummer eins zu werden“. Zunächst wächst durch den Zusammenschluss Winterkorns eigene Macht. Er wird Mitte September auch Chef der Porsche SE, der über der Porsche AG stehende Holding, die 52 Prozent der VW-Aktien ihr eigen nennt.

Die Vereinbarung von VW und Porsche sieht vor, dass Volkswagen bis Jahresende für 3,3 Milliarden Euro 42 Prozent der Porsche AG, also des eigentlichen Sportwagenbaus, kauft. Zudem sollen die Wolfsburger von den Familien Porsche und Piëch das Vertriebsgeschäft der Porsche Holding Salzburg, also den größten Autohandel Europas, erwerben. Bei beiden Unternehmen sind Kapitalerhöhungen geplant.

Ihren Abschluss soll die Fusion im Jahr 2011 mit der Verschmelzung von Porsche mit der Volkswagen AG finden. An dem Unternehmen soll den Familien Porsche und Piëch zwischen 35 und 39 Prozent gehören, Niedersachsen gut 20 Prozent und dem Emirat Katar etwa 17 Prozent.

JÜRGEN VOGES