Arbeitgeber Contigo Fair Trade: Gehaltsverzicht bei Schnupfen

Mitarbeiter der Göttinger Fair-Trade-Kette Contigo verteidigen ihren Arbeitgeber: Lohnverzicht bei Krankheit sei freiwillig. Das hatten ehemalige Angestellte bestritten.

Fairer Handel - vielleicht nicht so schön und gut wie die Website. Bild: Screenshot contigo.de

BREMEN taz | Elf fest angestellte Beschäftigte der Göttinger Zentrale des Fair-Trade-Händlers Contigo, darunter die Frau des Eigentümers, haben die in der //www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/unfaire-fair-trade-kette/:taz vom 14.10. erhobenen Vorwürfe über schlechte Arbeitsbedingungen als "empörend" zurückgewiesen. "Weder die Produzenten in Übersee noch wir als Mitarbeiter haben so etwas verdient", heißt es in dem Brief. Contigos Mitarbeiterführung mit der des Discounters Lidl zu vergleichen sei "geschmacklos". Vielmehr sei "Vertrauen die wichtigste Basis der Zusammenarbeit".

Die Unterzeichner, die teils seit über zehn Jahren in führenden Positionen bei Contigo arbeiten, betonen, "gute Löhne und selbstverständlich Urlaub und Lohnfortzahlung" zu genießen. Das Team der Tübinger Filiale lobte Arbeitsklima, "Flexibiltät" und "Transparenz" bei Contigo, der Betreiber eines Weltladens nannte Contigos Informationsarbeit über die Produzenten im Süden "hervorragend".

Nach einer Arbeitsgerichtsklage von drei Verkäuferinnen aus Bremen hatte sich eine Reihe von Ex-Contigo-Angestellten an die taz gewandt, darunter auch ehemalige Filialleiterinnen. Sie erhoben schwere Vorwürfe an Contigo: Unter anderem werde das geringfügig oder als WerkstudentInnen beschäftigte Verkaufspersonal durch eine informelle Ausgleichsregelung zum Verzicht auf Urlaubs- und Lohnfortzahlungsansprüche gedrängt.

Dies wurde durch Briefe des Contigo-Managements erhärtet, in denen ein Widerspruch gegen dieses Modell als "Fall für die gelb-rote Karte" bezeichnet wurde. Mitarbeiter mit einer solch "selbstbezogenen Arbeitnehmerhaltung" würden einen "15-jährigen Konsens verlassen" und hätten "bei Contigo keinen Platz", so das Schreiben, das der taz vorliegt.

Carmen Haas aus Aachen sagt, das Verhältnis zur Geschäftsführung sei in jeder Situation entspannt, kollegial und vertrauensvoll gewesen. Sie hat ein halbes Jahr für Contigo als Filialleiterin gearbeitet und eröffnet nun im November als Franchisenehmerin ihre eigene Filiale. Die kritisierte Krankheitsregelung beruhe auf "einer Freiwilligkeit".

Fälle wie beispielsweise "kleine Schnupfen" würden so nicht weiterbezahlt, sondern über Zeitkonten ausgeglichen. Dafür gebe es einen pauschalen Lohnaufschlag. Den Mitarbeitern stünde es aber auch frei "zu sagen, wir wollen weniger verdienen", dann könnten sie die Regelung selbstverständlich ablehnen. Ebendiese Freiwilligkeit hatten Contigo-Beschäftigte bestritten.

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